Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Der Fernbus ist Alltag geworden

13.01.20 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Liberalisierung im Fernbusbereich ist jetzt einige Jahre her und kein einziges von der Schienenlobby an die Wand gemaltes Worst-Case-Szenario ist eingetreten. Im Gegenteil: Durch das neue Fernbus-Angebot ist der Umweltverbund, also im Wesentlichen alles außer das eigene Auto, deutlich gestärkt worden. Wo man früher vielleicht nicht so ohne weiteres hinkam, gibt es jetzt eine preisgünstige Variante auf der Straße.

Natürlich kann man ordnungspolitische Grundsatzdebatten über die Mautpflicht solcher Fernbusse führen. Man sollte sich dann auch mit der Frage auseinandersetzen, wieso die Trassenpreise zugunsten des Bundesunternehmens DB Netz sich anders entwickeln als die Autobahngebühr für Lastwagen. Aber seien wir ehrlich: Die allerwenigsten Mautforderer waren oder sind ordnungspolitische Überzeugungstäter, sondern wir haben es in der Regel mit Schutzbehauptungen zu tun, weil die eigentliche Motivation die Protektion der Schiene war.

Aber sehen wir uns an, wo die Eisenbahn im Fernverkehr vor acht Jahren stand. WLAN in den Zügen war angeblich technisch unmöglich und sollte es für immer bleiben. Sparpreise konnte man nur drei Tage im Voraus buchen und Forderungen, man möge diese Frist auf einen Tag verkürzen wurde als unsachliche Polemik abgetan. Einmal im Jahr hat die DB Fernverkehr AG die Öffentlichkeit informiert, welche Leistungen ab Dezember gestrichen werden.

Kein Bundespolitiker hielt sich für zuständig, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man überregionale Verkehrsangebote auch jenseits eigenwirtschaftlicher Fahrten der DB Fernverkehr AG sichern könnte. Das ist übrigens gerade jetzt, wenn man sich über die Frage nach einer möglichen Aufgabenträgerschaft im SPFV unterhält, durchaus relevant: Muss denn ein Bundes-Aufgabenträger zwingend Eisenbahnleistungen bestellen oder würde es im Zweifel nicht „reichen“, wenn man zum Beispiel zwischen Siegen und Dortmund oder Chemnitz und Frankfurt an der Oder einen Fernbus fahren ließe?

Muss gemeinwirtschaftlicher Verkehr zwingend auf der Schiene stattfinden? Denn umgekehrt wird ein Schuh draus: Die seit einigen Jahren erkennbaren zusätzlichen unternehmerischen Aktivitäten der DB Fernverkehr AG haben sicherlich auch was mit dem neuen Konkurrenten auf der Straße zu tun. Die Schiene ist jetzt einem neuen Wettbewerber ausgesetzt und muss selbst besser werden.

Natürlich steht es jedem frei, den Wirkungszusammenhang zwischen den SPFV-Verbesserungen der letzten Jahren und der neuen Konkurrenz durch den Fernbus zu negieren. Es gibt nirgendwo eine Pressemeldung der DB AG, in der steht, dass man dies und jenes macht, weil der Fernbus jetzt da ist. Es reicht auch völlig, wenn wir das Ergebnis sehen.

Und da haben wir eine wirklich gute Entwicklung zugunsten aller. Der Fernbus ist daher befruchtend für die Schiene und erfreulich für die öffentliche Mobilität insgesamt. Und wer weiß, vielleicht wird der Flixtrain das erste SPFV-Erfolgsmodell, das es jenseits der DB AG geben könnte. Erfreulich wäre das allemal.

Siehe auch: Flixmobility legt Jahresabschluss vor

Kommentare sind geschlossen.