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Berlin: Sanierung der Baureihe 481

28.01.20 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Sanierung der Baureihe 481 steht bei der S-Bahn Berlin in diesem Jahr im Mittelpunkt: Rund neunzig Triebzüge sollen allein 2020 runderneuert aus dem Werk in Schöneweide rollen. Ziel ist, sie für den Weiterbetrieb von rund zehn Jahren fit zu machen. Gebaut zwischen 1997 und 2004 werden sie nach ihrem Facelift der neuen Baureihe 483/484, die 2021 in Betrieb geht, zum Verwechseln ähnlich sehen.

Doch innen sieht es ganz anders aus – vor allem für einen zuverlässigen Weiterbetrieb wird vieles neu gemacht. Einige Fahrzeuge müssen voraussichtlich besonders aufwändig saniert werden, da deren Langträger – also die Fundamente der Wagenkästen – starke Korrosionsschäden aufweisen. Nach vorläufiger Einschätzung wird etwa jeder zwanzigste der insgesamt fünfhundert Doppelwagen dieser Baureihe davon betroffen sein.

Dabei steht die vorgefundene Korrosion in keinem Zusammenhang mit dem Fahrzeugalter oder der Produktionscharge. Das Voranschreiten der Korrosion ist von anderen Faktoren abhängig wie z.B. Undichtigkeiten im Fußboden der Einstiegsbereiche. Durch die sehr hohe Anzahl an Türöffnungs- und -schließvorgängen im täglichen Betrieb kommt es zu Feuchtigkeitseintritt in diesen Bereichen, was die Korrosion begünstigt – bei einem Fahrzeug mehr, bei einem anderen weniger.

Bei der Mehrzahl der Fahrzeuge sind die Abzehrungen aber sehr klein, so dass eine Behandlung mit Korrosionsschutzauftrag ausreicht. Die stärker von Korrosion betroffenen Züge müssen von einem darauf spezialisierten Unternehmen, MSG Ammendorf in Halle (Saale), saniert werden. Dazu wurde das Baumusterfahrzeug bereits Ende vergangenen Jahres per Lkw-Schwerlasttransport dorthin gebracht.

Für die Sanierung wird der Wagenkasten nach Demontage aller Inneneinrichtungs- und Unterflurteile in eine Spezialvorrichtung gespannt, damit er sich nicht verzieht, denn das Heraustrennen des Langträgers ist ein großer Eingriff in die Fahrzeugstruktur. Angrenzende Stahl-Bauteile wie Seitenwände, Türportale und Hauptquerträger werden abgetrennt, anschließend das von Korrosion betroffene Langträger-Stück mit einem großen Trennschleifer herausgeschnitten und ein neues Stück an die Stelle eingeschweißt.

Schließlich wird der Wagenkasten vermessen, gegebenenfalls gerichtet, ausgespannt und lackiert. Im Berliner S-Bahnwerk folgt dann der weitere Umbau wie bei allen anderen Fahrzeugen der BR 481. Den kompletten Umbau von vorerst 309 Viertelzügen in Höhe von 155 Millionen Euro ermöglichen die Länder im Rahmen des Interimsvertrages.

Für die Berliner S-Bahn sind neben der Baureihe 481 derzeit noch zwei weitere Baureihen im Einsatz: Zur BR 480 (Baujahre 1990 bis 1994) gehören siebzig Doppelwagen. Sie wurde bereits umfangreich ertüchtigt, um stabil bis 2023 weiter eingesetzt werden zu können. Aktuell wird geprüft, wie ein Einsatz über 2023 hinaus möglich ist. Die älteste Baureihe, die BR 485, umfasst achtzig Doppelwagen und wurde in den Jahren 1988 bis 1992 gebaut.

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