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BEG: Reaktivierung unwahrscheinlich

11.08.17 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) sieht eine dauerhafte Reaktivierung der Straße zwischen Viechtach und Gotteszell kritisch – auch wenn ein Förderverein im Probebetrieb von 820 Fahrgästen und 539 Personenkilometern pro Tag ausgeht. „Gemäß den Erhebungen der BEG bewegt sich die Nachfrage allerdings weit unterhalb dieser Werte“, stellt Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG, fest.

Im ersten Quartal 2017 nutzten durchschnittlich 513 Fahrgäste die Züge zwischen Gotteszell und Viechtach an Werktagen während der Schulzeit, das sind gut 7 Prozent weniger als im vierten Quartal 2016. Im zweiten Quartal 2017 stieg die Zahl auf 597 Fahrgäste, das ist ein Plus von knapp 8 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2016. In den Schulferien sowie an Wochenenden werden die Züge deutlich weniger genutzt.

Entscheidend für das Ergebnis des zweijährigen Probebetriebs sind jedoch die Personenkilometer je Kilometer Streckenlänge. Nach 379 Personenkilometern je Kilometer Streckenlänge an Werktagen während der Schulzeit im vierten Quartal 2016 ging die Zahl im ersten Quartal 2017 auf 330 zurück (-12 Prozent) und stieg im zweiten Quartal auf 392 (+3 Prozent). Die BEG hat auf der Strecke Gotteszell-Viechtach einen zweijährigen Probebetrieb bestellt.

Maßgeblich für die Bewertung des Probebetriebs sind nicht die Fahrgastzahlen, sondern die Personenkilometer je Kilometer betriebener Strecke. Werden 1.000 Personenkilometer erreicht, steht eine Fortsetzung im Regelbetrieb in Aussicht. Wird dieses Kriterium verfehlt, wird der Betrieb zum 11. September 2018 enden. Im Unterschied zu den Fahrgastzahlen berücksichtigen die Personenkilometer, ob ein Fahrgast auf der gesamten rund 25 Kilometer langen Strecke unterwegs ist oder beispielsweise nur auf einem deutlich kürzeren Teilstück.

1.000 Personenkilometer werden dementsprechend erreicht, wenn pro Tag 1.000 Personen auf der gesamten Länge der Strecke fahren oder 2.000 Personen jeweils auf der Hälfte der Strecke unterwegs sind – viele verstehen diesen Unterschied nicht. Das Fahrgastpotenzial von tausend Personenkilometern als Richtschnur für die Reaktivierung einer Bahnstrecke ist weder eine „fiktive Zahl“ – wie vom Förderverein festgestellt – noch eine willkürliche Festlegung der BEG.

Die Zahl ist in erster Linie aus einer Maßgabe des Bundes abgeleitet: Erst wenn 1.000 Personenkilometer je Kilometer betriebener Strecke an Werktagen während der Schulzeit erreicht werden, ist der Bund in der Regel bereit, in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren. Auch der Freistaat Bayern hat deshalb diesen Wert als Messlatte für Streckenreaktivierungen übernommen.

Die BEG misst das Fahrgastaufkommen häufig und differenziert: an Wochentagen mit Schulunterricht insgesamt sechsmal pro Quartal und Zug (zweimal montags, zweimal dienstags bis donnerstags, zweimal freitags), darüber hinaus an schulfreien Wochentagen, an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen jeweils viermal pro Quartal und Zug.

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