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NVR: Debatte SPFV-Freigabe bei Baustellen

18.05.17 (Fernverkehr, go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

In der Diskussion um die mangelhafte Ersatzkonzeption für die aktuelle Baumaßnahme zwischen Brühl und Sechtem/Roisdorf fordert Bernd Kolvenbach, Vorsitzender der NVR-Verbandsversammlung, eine generelle Freigabe der ICE- und EC-Züge der Deutschen Bahn für die von den Auswirkungen betroffenen Fahrgäste des Nahverkehrs.

„Wenn der Nahverkehr dermaßen eingeschränkt ist, muss es eine Freigabe des Fernverkehrs geben. Ich sehe die DB AG als eine in sich geschlossene Einheit, da muss es eine Durchlässigkeit innerhalb der verschiedenen Bahntöchter und nicht ein Negieren der Verantwortlichkeiten geben. Es kann doch nicht sein, dass Fernverkehrskunden beim Ausfall ihres ICE den Nahverkehr nutzen dürfen, im umgekehrten Fall dies aber nicht oder nur in ganz wenigen Fällen möglich ist“, so Kolvenbach.

Aktuell öffnet die DB ihre Fernverkehrszüge nur vereinzelt und nach individueller Entscheidung für Nahverkehrskunden, dies sei aber eine absolut unbefriedigende Lösung für den Fahrgast, weil die Reiseverbindung somit nicht planbar sei. „Zudem ist die Umsetzung dieser Lösung in der Praxis für mich nur schwer nachvollziehbar. Muss der Zugbegleiter seine Fahrgäste erst zählen, bevor er die Nahverkehrskunden in den ICE lässt oder wie sind die Entscheidungswege? Das lässt sich in der Praxis doch kaum umsetzen. Die Freigabe des Fernverkehrs bei baustellenbedingten Ausfällen des Nahverkehrs muss die Regel und nicht die Ausnahme sein“, merkt Kolvenbach an.

Es muss eine Lösung im Sinne des Fahrgasts geben, „hier ist ein Umdenken der Deutschen Bahn dringend notwendig“, kritisiert der NVR-Verbandversammlungsvorsitzende. Ob dies bei DB Fernverkehr allerdings ohne Ausgleichszahlungen gemacht wird, dürfte fraglich sein. Bislang sind solche Freigaben nur dann die Regel, wenn es bei DB Regio zu Verspätungen kommt, die vom Verkehrsunternehmen zu verantworten sind.

Planbare Fernverkehrsfreigaben, weil DB Netz baubedingt die Kapazitäten auf der Strecke senken muss, sind davon nicht betroffen und dürften wohl nur gegen entsprechende Ausgleichszahlungen des Aufgabenträgers realistisch werden. Darüber hinaus fordert Kolvenbach eine konstruktive und frühzeitige Einbindung des NVR bei Baumaßnahmen, die zu solch massiven Einschnitten im SPNV führen wie aktuell zwischen Köln und Bonn.

Aufgrund der nicht durchgeführten Abstimmungsgesprächen zwischen DB Netz als Bauträger sowie den betroffenen Verkehrsunternehmen und dem NVR und der späten Bearbeitung durch DB Regio wurde jegliche Chance der Konzeptabstimmung verpasst, so dass es zu keinem abgestimmten und den Anforderungen gerecht werdenden Ersatzkonzept kommen konnte.

Der Leidtragende dieser Fahrlässigkeit sei der Fahrgast, „das darf bei kommenden Baumaßnahmen in dieser Form nicht mehr passieren. Ein frühzeitiger Dialog ist dringend erforderlich“, so Kolvenbach. Aktuell hat der Aufgabenträger in dieser Sache keinerlei Rechtsstand.

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