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ISM-Studie zur digitalen Mobilität

24.11.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Messe Frankfurt hat zusammen mit der International School of Management (ISM) eine Studie zur Mobilität und Digitalisierung durchgeführt, die den voranschreitenden Paradigmenwechsel der Mobilität durch die Digitalisierung eindrucksvoll belegt. Dabei zeigte sich, dass das „Device“ wichtiger als das Transportmittel wird und sich die Intelligenz (Smartphone) der Mobilität von dem technischen Asset (Automobil) mehr und mehr entkoppeln wird. Besonderen Wert legten die Befragten vor allem auf die Plan- und Vorhersagbarkeit der Reisekette.

Planungssicherheit ist daher ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für die digitale Generation. Darüber hinaus wird Mobilität auch nicht mehr als reine Befriedigung eines Transportbedürfnisses verstanden, sondern als Portfolio aus Reisen, Entertainment, Shopping und Arbeit. Der Markt für Share-Economy wächst weiter und ist zunehmend reif: Mehr als 15 Prozent der Befragten nutzen heute schon Gemeinschaftsangebote, insbesondere Großstadtbewohner und junge Menschen, die beispielsweise dem Smart Car sehr positiv gegenüberstehen.

Dynamische, von der Digitalisierung getriebene Unternehmen wie Uber, Tesla oder Google werden versuchen, ihren Anteil zur Mobilität – auch in Deutschland – beizutragen. Sie erzeugen durch ihre „fail fast, fail often“ Mentalität in den unterschiedlichsten Industrien Disruptionen durch neue Ideen, Innovationen und letztendlich Geschäftsmodelle. Auch hier ist es auch die junge Generation, welche losgelöst von den klassischen Automobilmarken ist und somit empfänglicher für die neuen Konzepte erscheint.

Die Mehrzahl der Studienteilnehmer wünscht sich einen „One-Stop-Shop“, der ihnen einen anbieterneutralen, transparenten Vergleich verschiedener Routen, Verkehrsmittel und Preise auf mobilen Devices ermöglicht. Neue Mobilitätsangebote müssen deutlicher im Markt kommuniziert und platziert werden. Insbesondere ältere Nutzer kennen viele neue Mobilitätsangebote nicht. Über 40 Prozent der Befragten verfügt über keine Erfahrungen mit Diensten wie Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten.

22 Prozent der Befragten beklagten sich über ein mangelndes Serviceangebot in ihrer Region, obwohl teilweise gute Mobilitätsinfrastrukturen existieren. Es fehlen neutrale Institute oder Apps, die mobilitätsübergreifende Leistungsindikatoren (Standards) für die Nutzer definieren und damit eine Vergleichbarkeit schaffen. Applikationen wie Moovel oder Qixxit sind noch jung und bieten keine holistische Funktion zur Planung, Buchung und Abrechnung verschiedenster Mobilitätsdienstleistungen.

Diese würden dem Kunden eine transparente und anbieterneutrale Planung und Abrechnung ermöglichen. Man darf gespannt sein, welche Kernkompetenzen die Automobilhersteller im Zuge der Digitalisierung entwickeln, an Zulieferer verlagern oder an Unternehmen aus dem Silicon Valley abgeben. Der Kunde hingegen wird sich mittelfristig für die bequemste Lösung entscheiden.

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