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Groschek wirbt für mehr Respekt

24.11.16 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Rahmen der aktuellen Kampagne „Du hast immer eine Wahl – 110“ hat auch der nordrhein-westfälische Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) für gegenseitige Rücksichtnahme und mehr Respekt geworben. Aus diesem Grund hat der Minister einen Ticketprüfer in einem Regionalexpress bei der Arbeit begleitet. Auf der Fahrt im RE6 von Düsseldorf nach Duisburg hat sich der Minister persönlich ein Bild vom Arbeitsalltag eines Ticketprüfers gemacht.

„Natürlich haben sich im Zug heute alle vorbildlich benommen. Aber das ist nicht immer so, wie mir der Ticketprüfer erklärte. Das Servicepersonal im ÖPNV werde immer öfter beschimpft und angepöbelt, manchmal sogar tätlich angegriffen. Diese Aggression gegenüber Menschen, die einem eigentlich helfen wollen, können wir nicht dulden“, so Groschek zum Hintergrund der Aktion. Sein Appell an alle Fahrgäste lautet: „Mehr Respekt bitte.“ Im Anschluss an die Fahrt im Regionalexpress nahm Minister Groschek an einer Talkrunde mit Verantwortlichen und dem Zugpersonal im Duisburger Hauptbahnhof teil.

Dabei erläuterte Martin Husmann, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR): „Auch wir stellen fest, dass der Ton gegenüber Zug- und Servicepersonal aggressiver wird. Es scheint sich hier tatsächlich ein allgemeiner, gesellschaftlicher Trend abzuzeichnen, der bedauerlicherweise durch häufigeres Ausfallend werden und Pöbeln bis hin zu körperlichen Attacken gekennzeichnet ist. Dieses Phänomen geht quer durch alle Gesellschaftsschichten“.

Dass es auch anders geht und es sehr wohl positive Tendenzen gibt, die dem entgegenwirken, zeigte das Beispiel von Lena-Sophia Nobbe. Die Abellio-Mitarbeiterin wurde 2016 zur „Eisenbahnerin mit Herz“ gekürt, weil sie nach Beschwerden von Fahrgästen eine Gruppe von Asylbewerbern kurzerhand in die erste Klasse umsetzte und damit ein eindeutiges Zeichen setzte. „Das ist ein Beispiel für Zivilcourage, von der ich mir wirklich mehr wünschen würde“, lobte Groschek.

„Aber in Notfällen braucht niemand gleich zum Superhelden zu mutieren. Es reicht manchmal aus, einfach die 110 zu wählen und so schnell Hilfe zu organisieren.“ Alternativ lassen sich in vielen Zügen auch Sprechverbindungen zu den Triebfahrzeugführern herstellen, die dann wiederum über den Zugfunk den Fahrdienstleiter beauftragen, die Polizei oder auch die Bundespolizei an den Zug zu schicken.

Auch die Leitstellen kommunaler Verkehrsunternehmen sind im Zweifel in der Lage, die Polizei zu verständigen, wenn ein Bus- oder Straßenbahnfahrer über akute Notfälle informiert worden ist. Eine offene Baustelle gibt es aber noch immer: Es ist in Deutschland nicht möglich, diskrete SMS-Notrufe abzusetzen, wie das etwa in Großbritannien möglich ist. Jeder, der 110 anruft, sich an Busfahrer oder Notrufsäulen wendet, der erregt zunächst Aufmerksamkeit. Inwieweit sich das in den kommenden Jahren ändern wird, bleibt abzuwarten, konkrete Planungen für SMS-Notrufe gibt es derzeit keine.

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