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DB AG will Videoüberwachung ausweiten

07.04.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Videoüberwachung in Zügen und an Bahnsteigen soll künftig ausgeweitet werden. Das teilten Bahnvorstand Ronald Pofalla und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) auf einem gemeinsamen Termin im Berliner Ostbahnhof mit. Dabei, so der Minister, gehe es „nicht nur um die Anzahl der Kameras und um die Orte, sondern auch um die Qualität.“ So seien zahlreiche Anlagen in einem so stark veralteten Zustand, dass die Bilder kaum noch geeignet seien, bei der Aufklärung von Straftaten behilflich zu sein.

In dem auf zehn Jahre angelegten Projekt sollen etwa 85 Millionen Euro investiert werden. Betroffen ist dabei auch die S-Bahn Berlin GmbH. Hier hat sich der Betriebsrat bis zuletzt gegen Videoüberwachung in den Zügen versperrt, da der Arbeitgeber damit auch widerrechtlich Mitarbeiter beobachten könne. Im neuen Verkehrsvertrag jedoch sind Kameras vorgegeben und können von den Arbeitnehmervertretern daher nicht mehr abgelehnt werden – die Ausgestaltung der Fahrzeuge obliegt dem Aufgabenträger.

Lob kommt bei der Ankündigung von der Allianz pro Schiene. Die Allianz pro Schiene hat die heutige Ankündigung von Bahn und Bund begrüßt, die Zahl der Videokameras in Bahnhöfen zu erhöhen und die Bildqualität der Aufzeichnungen zu verbessern. „Der Einsatz von Videotechnik kann vereinzelt Straftaten verhindern, erhöht das Sicherheitsgefühl der Reisenden und erleichtert die Identifikation der Täter“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege.

Die Bahnreisenden wünschten sich allerdings neben Videotechnik auch mehr Bahnpersonal in Uniform an den Bahnhöfen. Beides müsse Hand in Hand gehen, um das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu verbessern. Auf entschiedene Ablehnung der Allianz pro Schiene stoßen dagegen Sicherheitsschleusen an Bahnhöfen. „Sicherheitsschleusen verlagern das Problem lediglich räumlich“, so Flege.

Die Eisenbahn in Deutschland sei im Unterschied zu einigen anderen Ländern ein offenes und frei zugängliches System und das müsse auch so bleiben: „Sicherheitsschleusen passen nicht zum Bahnsystem in Deutschland“. Hintergrund sind Planungen der französischen Staatseisenbahn SNCF, künftig auch zivile bewaffnete Sicherheitsbeamte in ausgewählten Zügen einsetzen und Sicherheitsschleusen nach dem Vorbild von Flughäfen für Hochgeschwindigkeitszüge einzurichten.

Überhaupt nicht einverstanden ist die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Statt mehr Videoüberwachung sprach sich für mehr Mitarbeiter aus – bezahlt von den Aufgabenträgern. „Wir sehen hier in erster Linie die Länder und Verkehrsverbünde in der Pflicht“, machte EVG-Vize Hommel deutlich. Diese bestellten den Nahverkehr und legten in ihren Ausschreibungen fest, wie viele Zugbegleiter und Sicherheitskräfte auf den Zügen sein müssen. Die EVG fordere im Nahverkehr auf jedem Zug mindestens einen Zugbegleiter und auf schwierigen Relationen eine Doppelbesetzung. Das sei für die Fahrgäste und die Mitarbeiter die bessere Lösung.

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