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VGF prüft Tram-Reaktivierung

07.04.16 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) prüft die Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs nach Offenbach. Im Zuge der für 2017 geplanten Straßenbauarbeiten an der Offenbacher Landstraße zwischen Balduinstraße und Buchrainplatz ist die Wiederinbetriebnahme der gut 2,5 Kilometer langen Trasse möglich. Seit zwanzig Jahren enden die Straßenbahn-Linien 15 und 16 an der Stadtgrenze. Der Streckenabschnitt auf Offenbacher Gemarkung entlang der Frankfurter Straße wurde am 1. Juni 1996 im Zuge der Eröffnung der S-Bahnstrecke am 23. Mai 1995 außer Betrieb genommen.

Was 1884 mit der Frankfurt-Offenbacher Trambahngesellschaft (FOTG) begonnen hatte, der Straßenbahnbetrieb zwischen Frankfurt und Offenbach, endete nach 112 Jahren. Damals wurde der Parallelverkehr für unwirtschaftlich gehalten, veränderte Fahrgastströme – besonders zwischen Sachsenhausen, Oberrad und Offenbach – würde eine Straßenbahn-Verbindung heute aber wieder wirtschaftlich machen. Davon gehen zumindest die Berechnungen der VGF aus.

Ein Teil der Finanzierung müsste durch die Stadt Offenbach erfolgen, analog zu den Städten Oberursel und Bad Homburg, die von den U-Bahnlinien U3 bzw. U2 erschlossen werden. Auch ohne Landeszuschüsse ist das Projekt laut VGF vor allem deshalb finanzierbar, weil die Investitionen in die Infrastruktur gering sind, liegen in der Frankfurter Straße doch bis zur Kreuzung Kaiserstraße noch immer die Schienen.

Neue Gleise müssten lediglich in der Fußgängerzone und in einigen Kreuzungsbereichen der Frankfurter Straße gelegt werden, wo sie in den vergangenen Jahren von der Stadt Offenbach entfernt wurden. Außer Gleisen auf rund einem Kilometer Länge müssen die Oberleitung, die Fahrstromversorgung, die Signaltechnik und drei oder vier Haltestellen neu gebaut werden, letztere sind etwa an der Ludwigstraße noch vorhanden und werden zurzeit von den Bussen der OVB angefahren.

Für den Betrieb der Linien 15 und 16, an Wochenenden ist auch die Verlängerung der Linie 18 möglich, müsste die Ampelschaltung an den Kreuzungen der Frankfurter Straße mit August-Bebel-Ring, Parkstraße, Ludwigstraße und Kaiserstraße angepasst werden. Die VGF beziffert die Gesamtkosten auf rund 3,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: der komplette Neubau der Stresemannallee, der im Dezember 2015 in Betrieb genommen wurde, kostete rund 19 Millionen Euro.

Endhaltestelle der Verlängerung wäre wie bis 1969 an der Kreuzung Frankfurter Straße / Waldstraße. Hier ist ein Gleiswechsel wie zurzeit an der Haltestelle Offenbach Stadtgrenze vorgesehen. Straßenbahnen in Fußgängerzonen sind dabei kein Hindernis, die VGF hat entsprechende Untersuchungen zusammen mit der VAG Freiburg und der Würzburger Straßenbahn durchgeführt, denn in beiden Städten verlaufen zentrale Linien durch die verkehrsberuhigten Innenstädte. Aus diesem Grund ist die Realisierung des Projektes möglich, wenn es politisch weiter vorangetrieben wird.

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