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Ruhr-Sieg-Netz in der Ausschreibung

31.03.16 (Fernverkehr, NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Ruhr-Sieg-Netz wurde durch die zuständigen Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in die Folgevergabe gebracht. Vor Ostern erschien die öffentliche Bekanntmachung im europäischen Amtsblatt. Der neue Verkehrsvertrag soll im Dezember 2019 starten und bis Dezember 2034 laufen. Für den Fall, dass die bisherigen Fahrzeuge, die im Eigentum der Firma Ascendos stehen und derzeit von Abellio Rail NRW genutzt werden, im Netz verbleiben (egal bei welchem Betreiber) wären die Fahrzeuge dann 27 Jahre alt und am Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer angekommen.

Für den Fall dass jemand mit diesen (oder anderen) gebrauchten Fahrzeugen in die Ausschreibung geht, sind Wertungsaufschläge vorgesehen. Es ist daher auch möglich, dass ein Bieter mit Neufahrzeugen den Zuschlag erhält. Es gibt im Zusammenhang mit der Linienbündelung im Netz einige Veränderung: Wie bereits seit letztem Jahr bekannt ist, wird die Linie RB 40 von Hagen nach Essen nicht mehr Teil des Netzes sein. Sie wird gemeinsam mit der S-Bahn vergeben. Bereits bis Dezember 2005 war die Linie RB 40 mit mit der Linie S 8 durchgebunden und hat somit einmal in der Stunde eine Direktverbindung aus dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis nach Bochum und Essen ermöglicht. Das wird künftig wieder der Fall sein.

Die Linie RB 46 von Bochum nach Gelsenkirchen, die ab Dezember 2005 noch einzeln vergeben wurde, wird jedoch Teil des Netzes sein. Weiterhin wird das bewährte Flügelkonzept in Letmathe angewandt, so dass die Linien RE 16 und RB 91 aus Hagen kommend sowohl nach Iserlohn als auch nach Siegen fahren. Verworfen wurden Planungen, die Linie RE 16 auf einen Zweistundentakt auszudünnen und statt dessen Geldleistungen an DB Fernverkehr fließen zu lassen, dafür dass ein InterCity auf der Ruhr-Sieg-Strecke fährt.

Im SPFV-Konzept des DB-Konzerns ist vorgesehen, die Relation zwischen Hagen und Siegen ab Dezember 2019 wieder mit Fernverkehrszügen zu bedienen. Nicht zufällig überschnitt sich dieser Termin mit dem Auslaufen des bisherigen Verkehrsvertrages für den Regionalexpress. Von Planungen, den Fernverkehr ohne vorheriges Vergabeverfahren zu alimentieren, ist man beim NWL jedoch wieder abgerückt, sehr wahrscheinlich vor dem Hintergrund einer drohenden Klage sowohl durch den bisherigen Betreiber Abellio als auch durch andere potentiell am Netz interessierte Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Ob die Deutsche Bahn jetzt auch ohne Geldflüsse vom Aufgabenträger und vor allem ohne einen zugunsten des InterCity stark reduzierten Regionalverkehr hier eigenwirtschaftlich fahren wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass insgesamt rund 3,4 Millionen Zugkilometer pro Jahr erbracht werden sollen. Die Frist zur Angebotsabgabe endet am 1. September des laufenden Jahres, die Bindefrist geht bis in den Dezember. Wahrscheinlich wird also noch in diesem Jahr feststehen, wer künftig das Ruhr-Sieg-Netz betreiben wird.

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