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Das war 2015!

17.12.15 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Was wäre das Leben ohne die Eisenbahn? Diese einmalige Anstalt menschlichen Wahnsinns? Das zurückliegende Jahr war durchaus ereignisreich und in einigen Punkten war der Eindruck da: Es ist Bewegung drin. Es tut sich was. Die Deutsche Bahn hat ein neues Fernverkehrskonzept vorgestellt, also eins, das nicht mehr auf dem Prinzip basiert, dass man einmal im Jahr bekannt gibt, welche Leistungen ab Dezember gestrichen werden. Das ist durchaus positiv, schließlich ist der Konzern ein Unternehmen und keine Unterlassung. Und wenn möglichst viele RE-Leistungen durch (gegen „Tarifausgleich“ mit Verbundfahrscheinen nutzbare) InterCity ersetzt werden, dann schafft man sich zudem auch den Direktvergabemarkt zurück, der seit dem Abellio-Urteil vor knapp fünf Jahren ausgetrocknet ist.

Ironischerweise ist auch gerade Abellio eines der ersten hier betroffenen Unternehmen. Denn wie erst jüngst bekannt wurde, plant ein nordrhein-westfälischer Aufgabenträger für die kommenden Jahre eine Direktvergabe von RE-Leistungen, die aktuell von Abellio betrieben werden, an die Deutsche Bahn. Die Züge sollen dann unter dem Label InterCity laufen. Wenn das so durchgezogen wird, riecht für 2016 oder 2017 alles nach einem zweiten Abellio-Urteil.

Dabei gibt es keinen grundsätzlichen Rückschritt weg vom Wettbewerb, wie man bei der S-Bahn Nürnberg sieht. Da wurde ein ganzes Netz an eine Wettbewerbsbahn gegeben und auch wenn eine Entscheidung noch aussteht: Die Zeiten, dass „Private“ nur die Strecken fahren, die die alte Bundesbahn ohne Eisenbahnreform wohl so oder so platt gemacht hätte, sind endgültig vorbei. Das jedoch schmeckt nicht jedem, wenn man sich die groteske Trommelei der bayerischen SPD gegen National Express anguckt. Dabei ist das mitnichten ein sozialdemokratisches Problem. Man erinnere sich an die Vergabe des Dieselnetzes Südwest, als die saarländische CDU-Ministerpräsidentin gefordert hat, man möge DB Regio das Angebot von Netinera zeigen und fragen, ob die den gleichen Preis machen.

Aber das ist eben auch so eine Sache, die nicht spezifisch für ein Jahr oder eine besondere Situation ist: Die Skurrilität selbst ist Teil des Geschäftes im Eisenbahnwesen, auf alle möglichen Arten, nicht nur wenn die GDL streikt. Auch ja, das war ja auch noch dieses Jahr. Aber auch schon im Jahr davor. Es ist schon unangenehm, nur wenn eine Tarifauseinandersetzung so eskaliert wie dort, ist es kaum vorstellbar, dass ein guter und ein böser an der Sache beteiligt waren.

So ein Streik hätte natürlich als Aufhänger genutzt werden können, verstärkt über Themen wie Loslimitierung bei den Vergaben von Metropolverkehren wie S-Bahnnetzen oder RE-Sternen zu diskutieren. Denn wenn EVU A bestreikt wird und EVU B seine Runden dreht, bricht der Verkehr eben nicht ganz zusammen. Aber nachdem Abellio und Transdev nun neue Mitglieder bei Mofair geworden sind und sich hier politisch abseits des VDV engagieren, werden die NE-Bahnen künftig sicher verstärkt mit eigenen Meinungen an der öffentlichen Debatte teilnehmen. Von daher darf man gespannt sein auf 2016. Wir werden Sie begleiten, am Donnerstag, den 7. Januar sind wir wieder für Sie da!

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