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Vernünftige Anbindungen schaffen

14.11.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Ältere erinnern sich wahrscheinlich noch genau an Edmund Stoibers legendäre Transrapid-Rede: In zehn Minuten könne man den Flughafen Franz-Josef Strauß erreichen, wenn man in London sein Gate sucht in Charles de Gaulle noch unterwegs ist. Sie steigen quasi in den Hauptbahnhof ein und das bedeutet, dass dieser näher an Bayern heranwächst, weil das ja klar ist. Tatsächlich ist Edmund Stoiber rhetorisch deutlich besser als man bei dieser Rede annehmen mag, aber er ist nach dem Transrapid gefragt worden und war völlig unvorbereitet.

Dieser ist in Deutschland schon lange Geschichte. Die Transrapid-Versuchsstrecke im Emsland gammelt und rostet vor sich hin, der Metrorapid, der zur Weltmeisterschaft 2006 im Ruhrgebiet gebaut werden sollte, wird durch einen Rhein-Ruhr-Express ersetzt, der im wesentlichen das umbenannte Bestands-RE-Netz ist und zum Münchener Flughafen wollen wir auch konventionell auf der Schiene fahren. Aber das muss man dann eben auch tun.

Es mag ja durchaus sein, dass ein Transrapid in einem relativ kleinen Land wie Deutschland seinen Nutzen weniger entfalten kann als es z.B. in China der Fall ist, wo man mit dieser Technologie längst gigantische Entfernungen im Reich der Mitte überbrücken kann. Aber auch wenn der Transrapid in Deutschland dauerhaft kein Thema ist, so müssen wir doch unsere urbanen Zentren und die meist außerhalb gelegenen Flughäfen vernünftig miteinander verbinden.

Das muss auch den Vertretern der Eisenbahnbranche klar sein und zwar auch dann, wenn die statt sich mit der Eisenbahnkrise im Land zu beschäftigen lieber den moralimperialistischen Hashtag #Flugscham erfinden. Nein, wir müssen dafür sorgen, dass man vernünftig von A nach B kommt und die Flughäfen gehören genauso zur Verkehrsinfrastruktur wie die Bahnhöfe oder auch die Autobahnen. Deshalb ist es jetzt richtig, den Erdinger Ringschluss fertigzustellen und dafür zu sorgen, dass man in der Landeshauptstadt Bayerns schnell und bequem zum Flughafen kommt.

Auch um dafür zu sorgen, dass so manch ein internationaler Gast nicht vom Flughafen aus mit dem Taxi, sondern mit der Eisenbahn zu seinem endgültigen Ziel weiterfährt: Sei es in der Landeshauptstadt selbst,m sei es in Oberbayern oder im Allgäu. Und wenn sich die SPFV-Anbindung eines solchen Flughafens verbessert, dann nimmt dessen als Wirtschaftsfaktor zu: Denn natürlich steht der Flughafen in München in Konkurrenz zu denen in Stuttgart oder Wien.

Man kann von Los Angeles, Bombay oder Adelaide Richtung Süddeutschland fliegen und an allen möglichen Flughäfen runtergehen. Wichtig ist, wie gut die Weiterreise funktioniert. Das sieht man z.B. in Leipzig, wo man sich ganz gezielt aufstellt und mit einer sehr guten Fernzuganbindung nach Berlin wirbt. Wer in die Bundeshauptstadt möchte kann nicht selten besser über Leipzig als über den BER fliegen. Und wer ins Allgäu muss, der kann auch in Stuttgart oder Wien landen. Für die Attraktivität eines Flughafens spielt die Schienenanbindung daher eine wichtige Rolle.

Siehe auch: Erdinger Ringschluss wird konkret
Foto: Deutsche Bahn AG / Christian Bedeschinski

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