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GDL: Zahlreiche Tarifabschlüsse, aber neuer DB-Streik

25.01.24 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat in der letzten Woche mit zahlreichen weiteren Verkehrsunternehmen neue Tarifverträge abgeschlossen. Neben den älteren Vereinbarungen mit Netinera und Go-Ahead über die Einführung der 35-Stunden-Woche kommen nun auch der Abellio-Konzern und mehrere Personaldienstleister hinzu, mit Transdev steht man vor einem Abschluss.

Anders sieht das bei der DB AG aus, hier läuft seit dem gestrigen Mittwoch ein Streik, der noch bis kommenden Montag andauern soll. Die DB AG ist bislang nicht bereit, mit der GDL über einen Tarifvertrag für die Fahrdienstleiter der DB InfraGO AG zu verhandeln, obwohl die GDL seit mehreren Jahren auch für ortsfeste Eisenbahner geöffnet ist.

Schwere Kritik kommt von der DB AG: „Die Lokführergewerkschaft war bisher an echten und ernsthaften Verhandlungen überhaupt nicht interessiert“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler auf einer Pressekonferenz in Berlin. „Dabei müssen Streiks immer das letzte Mittel in einem Tarifkonflikt sein. Um eine weitere sinnlose Eskalation abzuwenden, machen wir jetzt erneut große Zugeständnisse und reichen der Lokführergewerkschaft zum wiederholten Mal die Hand. Im Gegenzug erwarten wir, dass wir endlich wieder miteinander sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Das Beharren auf Maximalforderungen führt nirgendwo hin. Wir wollen einen guten Kompromiss erreichen. Das ist es, was eine verantwortungsvolle Sozialpartnerschaft ausmacht.“

Das sieht man bei der GDL anders. Dort spricht man von einem „Scheinangebot“. Dabei zeigen zahlreiche andere Marktakteure, dass es auch ohne Streikaufrufe möglich ist, mit der GDL Tarifvereinbarungen abzuschließen. Seit längerem bereits haben sich Go-Ahead und Netinera bereiterklärt, die Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden zu senken, mit Transdev wird ein solcher Abschluss erwartet und letzte Woche wurde er mit dem Berliner Abellio-Konzern so getroffen.

Abellio und die GDL erzielten in der dritten Verhandlungsrunde in Berlin ein Tarifergebnis, das signifikante Entgeltsteigerungen in der Gehaltstabelle vorsieht und eine sukzessive Absenkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden/Woche bei vollem Lohnausgleich bis 1. Januar 2028 beinhaltet.

„Der Tarifabschluss würdigt das tägliche Engagement aller Kolleginnen und Kollegen von Abellio in Deutschland. Abellio honoriert insbesondere den Einsatz aller Mitarbeitenden im Schichtdienst und leistet seinen Beitrag als Arbeitgeber zur weiteren Steigerung der Attraktivität eines zukunftsorientierten, nachhaltigen Schienenpersonennahverkehrs mit motivierten Mitarbeitenden“, sagt Rolf Schafferath, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio in Deutschland.

Alle nach Tarif bezahlten Mitarbeiter erhalten eine Erhöhung des monatlichen Grundgehalts um insgesamt 420 Euro und eine Anhebung von diversen Zulagen um bis zu zehn Prozent. Die Erhöhung der Entgelte erfolgt in zwei Schritten (um 240 Euro zum 1.5.2024 und 180 Euro zum 1.2.2025). Die Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersversorgung werden ebenfalls in zwei Stufen auf insgesamt 2,4 Prozent der Bemessungsgrundlage angehoben. Zudem wurden höhere Vergütungen für Auszubildende vereinbart. Für Mitarbeiter im Schichtdienst wird die Wochenarbeitszeit schrittweise von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich abgesenkt. Die Reduzierung der Arbeitszeit erfolgt in vier Stufen bis Ende 2027.

Mit Blick auf die gewünschte Flexibilität der Beschäftigten werden Mitarbeiter im Schichtdienst künftig ihre Wochenarbeitszeit in einem Korridor von 35 bis 40 Stunden frei wählen können. Dazu wird auch das Wahlmodell zur Nutzung von sechs zusätzlichen Urlaubstagen pro Jahr weiter gestärkt. Darüber hinaus ist eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro pro Mitarbeitendem vereinbart worden. Bereits zu Beginn der aktuellen Tarifrunde im Oktober 2023 hatten sich Abellio und GDL auf die Zahlung einer Inflationsausgleichprämie in Höhe von 1.500 Euro geeinigt. Die im Herbst 2023 geleistete Zahlung wird nun noch einmal aufgestockt.

Dass die DB AG hier weitgehend alleine steht, kritisiert man auch beim Fahrgastverband Pro Bahn. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender bei Pro Bahn: „Die relevanten Wettbewerber der Deutschen Bahn haben sich mit der GDL geeinigt. Das Beharren der Deutschen Bahn ist angesichts des unvermeidbaren Ausgangs unverständlich und schädigt durch vermeidbare absehbare Streiks die Fahrgäste und den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Siehe auch: Die Branche hat gesprochen

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