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GDL: Schwere Kritik an DB AG

19.01.24 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach dem Ende des mehrtägigen Streikaufrufs sieht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die DB AG „zunehmend isoliert“. Hintergrund: Man hat zunächst mit Go-Ahead und Netinera einen Tarifabschluss zur Arbeitszeitverkürzung vereinbart und bei Transdev einen Streik abgebrochen, nachdem auch dort ein solcher in Aussicht gestellt wurde. Das ist bei der DB AG anders.

Der Branchenprimus, der noch vor einigen Jahren mit dem Narrativ unterwegs war, man würde als einziger Akteur im Eisenbahnmarkt überhaupt auskömmliche Löhne bezahlen, ist nicht nur einem Tarifabschluss bereit, der eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich vorsieht. Dabei war, so die GDL, die Streikbeteiligung hoch.

In einer Meldung heißt es: „Nicht nur Lokomotivführer, sondern auch Arbeitnehmer in den Werkstätten und bei der Infrastruktur haben sich in großer Zahl an dem Streik beteiligt. In beeindruckender Geschlossenheit haben die Mitglieder der GDL für ihre legitimen Forderungen gekämpft.“ Aktuell gibt es daher weiterhin einen gescheiterten Status sowohl bei der DB AG als auch bei der City Bahn Chemnitz.

Die GDL schreibt: „Damit ignorieren DB und City Bahn Chemnitz die Interessen ihrer eigenen Arbeitnehmer und setzen gleichzeitig die Zukunft der Schiene auf Spiel: Dem Personalmangel kann nur durch die von der GDL geforderten Maßnahmen entgegengewirkt werden. Das Eisenbahnsystem braucht dringend frische Impulse, wenn es als Arbeitgeber wieder konkurrenz- und zukunftsfähig sein will.“

Tatsächlich würden Szenarien drohen, dass im größeren Stil Mitarbeiter von der DB AG zu Arbeitgebern wechseln, die deutlich bessere Arbeitsbedingungen haben. Oder aber – und das ist gerade bei Quereinsteigern ein großes Problem – sie verlassen die Eisenbahnbranche als solches innerhalb kurzer Zeit wieder. Wer aus anderen Berufsfeldern kommt kann in diese auch relativ problemlos wieder zurück.

Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der GDL: „Andere Unternehmen machen es vor: Sie denken schnell, handeln entschlossen und verhandeln mit uns zukunftsweisende Maßnahmen für das Eisenbahnsystem. Der Bahnvorstand hingegen verbeißt sich einen sinnlosen Kampf gegen die GDL – zum Schaden der Mitarbeiter, der Reisenden und der Schiene insgesamt. Es wird Zeit, dass die DB sich bewegt, sonst verliert sie auch hier den Anschluss.“ Denn auch andere Unternehmen könnten in den kommenden Tarifrunden ähnliche Vereinbarungen mit der GDL treffen.

„Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen weitere Eisenbahnunternehmen zu Abschlüssen auf dem Niveau von Netinera und Go-Ahead bereit sein werden,“ so Weselsky, „Dieses neue Tarifniveau werden wir in den gesamten Markt tragen. Das ist nicht nur unser Ziel, sondern auch unsere Pflicht.“ Sollte keine Bereitschaft zu substanziellen Verhandlungen erkennbar sein, dann ist mit weiteren Streiks zu rechnen, die dann auch deutlich länger gehen könnten. Allerdings aktuell nur bei der DB AG und der City Bahn Chemnitz.

Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont

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