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RMV: Wasserstoffzüge laufen noch nicht

02.02.23 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Etwa anderthalb Monate nach Betriebsstart am 11. Dezember 2022 zieht Alstom eine Zwischenbilanz zum Einsatz der neuen Wasserstoffzüge im Taunusnetz. Das Unternehmen räumt ein, dass die Einführung der Züge mit alternativer Technologie im Netz des RMV – trotz vorab erfolgreich absolvierter Testfahrten in verschiedenen europäischen Ländern – eine Herausforderung darstellt, salopp: Es läuft noch lange nicht so, wie es soll.

Die geringe Zahl zur Verfügung stehender Fahrzeuge und deren teilweise eingeschränkte Verfügbarkeit sind wesentliche Gründe für die Anlaufschwierigkeiten im RMV-Netz. Dafür übernimmt Alstom die Verantwortung und bittet die Fahrgäste im Hochtaunuskreis, den RMV und die beteiligten Projektpartner um Entschuldigung. Das Unternehmen bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten sehr. Gleichzeitig möchte sich Alstom beim RMV, der Betreibergesellschaft „Start“ sowie der Hessischen Landesbahn für die starke Unterstützung bedanken.

Bei der Einführung der Wasserstoffzüge im Netz des RMV handelt es sich um ein technologisch höchst anspruchsvolles Leuchtturmprojekt, das in dieser Form und Dimension weltweit einmalig ist. Alstom kooperiert eng mit allen Projektbeteiligten und setzt alles daran, so schnell wie möglich einen reibungslosen Einsatz der Wasserstoffzüge zu ermöglichen. Bedauerlicherweise bleibt auch Alstom nicht von den negativen Auswirkungen erschwerter Marktbedingungen in den vergangenen drei Jahren verschont. Dazu zählen Personalengpässe bei Schlüssellieferanten.

Kritische Komponenten einzelner Zulieferer, die einen stabilen Einsatz der Züge ermöglichen sollen, erreichen uns zudem verspätet und bisweilen nicht in der vereinbarten Qualität. Aus diesem Grund lässt sich die eingeschränkte Verfügbarkeit nicht für alle Züge sofort abstellen. Alstom setzt alle Hebel in Bewegung, damit nach Beendigung der Bauarbeiten am 27. Februar ein reibungsloser Schienenverkehr im Taunusnetz erfolgen kann.

Dabei liegt der Fokus auf der Linie 15. Ziel ist, dass auf dieser Strecke die Wasserstoffzüge zum Einsatz kommen können, gegebenenfalls übergangsweise ergänzt von Dieselzügen. Aktuell stehen dem RMV neun Wasserstoffzüge zur Verfügung, bis Ende Februar sollen es 14 sein. Laut Lieferplan werden im März, April und Mai weitere 12 Züge übergeben. Das letzte der 27 Fahrzeuge soll Anfang Juni folgen.

Die Auslieferung weiterer Coradia iLints und die Stabilisierung der bereits übergebenen Züge wird parallel mit absoluter Priorität vorangetrieben, damit dieses für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors so wichtige Pilotprojekt schnell in die Erfolgsspur findet. Wenn die Züge einmal alle laufen bleibt zudem abzuwarten, wie sie sich in den kommenden Jahrzehnten im laufenden Betrieb bewähren oder ob dauerhaft Ersatzzüge vorgehalten werden müssen. Da es keinerlei Erfahrungen mit dieser Traktionsart im langfristigen Betrieb gibt, kann man derzeit auch keine Vorhersagen über deren Zuverlässigkeit oder über weitere Ausfallquoten machen.

Foto: Alstom

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