Fahrplanreduzierung in Wien
31.10.22 (Fahrplanänderungen, Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld
Wegen massivem Personalmangel müssen die Wiener Linien mit Wirkung zum 3. November zu einem ausgedünnten Notfahrplan übergehen. Trotz der angespannten Personalsituation und dem Mehrbedarf an Straßenbahnfahrer und Buslenker will das Öffi-Unternehmen zu jeder Zeit ein verlässliches und flächendeckendes Angebot für die Fahrgäste zur Verfügung stellen. Zudem wird so das bestehende Fahrpersonal entlastet und der Betrieb auf eine etwaige weitere Coronawelle vorbereitet.
Wiener Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl dazu: „Der Betrieb ist das Herzstück unseres Unternehmens. In den letzten Jahren hat der Druck auf unser Fahrpersonal stetig zugenommen. Ausgangspunkt dafür war die Coronapandemie, in der es uns trotz vielen Personalausfällen gelungen ist, den Betrieb stets aufrecht zu halten. Um unsere Fahrerinnen und Lenkerinnen zu entlasten und unseren Fahrgästen mehr Planungssicherheit zu geben, setzen wir nun geringfügige Fahrplananpassungen um.“
Wie viele andere Branchen stellt der Generationenwechsel und die unter anderem damit verbundene angespannte Situation am Arbeitsmarkt auch die Wiener Linien vor große personelle Herausforderungen. Das Öffi-Unternehmen bereitet sich seit langer Zeit auf die Pensionierungswelle vor und setzt eine Vielzahl an Maßnahmen, um Jobs zu attraktivieren. So wurden vorausschauend Ausbildungsplätze verdoppelt und der Stellenwert von Ausbildungen z. B. durch die neue Lehrwerkstätte oder ein neues Lehrangebot ausgeweitet.
Derzeit laufen große Recruiting-Kampagnen für Straßenbahnfahrer und Buslenker-Nachwuchs. Mitarbeiter mit gültiger Fahrberechtigung werden für den Einsatz im Fahrdienst motiviert, Pensionisten werden angesprochen, ob sie ihre Fahrberechtigung reaktivieren wollen. Alle 164 Linien und über 5.600 Haltestellen werden weiter zuverlässig angefahren. Auf 11 der 28 Straßenbahnlinien und 9 der 131 Buslinien gilt ab 3. November bis auf Widerruf ein angepasster Fahrplan.
Für die U-Bahn sind derzeit keine Änderungen geplant. Priorität für die Wiener Linien hat der Berufs- und Schülerverkehr. In den Hauptverkehrszeiten in der Früh sind deshalb alle Linien weiterhin im dichtesten Intervall unterwegs. Anpassungen gibt es ausschließlich außerhalb der Morgenspitze von Montag bis Samstag. Die Bandbreite der Intervalldehnung bei Straßenbahn und Bus liegt im Bereich von 15 Sekunden (4‘ auf 4‘15‘‘) bis maximal 40 Sekunden (6‘ auf 6‘40‘‘). Der Mittelwert liegt bei einer Ausdehnung der Intervalle von rund dreißig Sekunden.
Wenn Züge ungeplant ausfallen, kann es zu Intervallen von bis zu dreißig Minuten kommen. Das gilt es mit dieser Maßnahme zu vermeiden, wobei kurzfristige Ausfälle – gerade aufgrund unvorhersehbaren Corona-Entwicklung – nicht ausgeschlossen werden können. Bereits in den vergangenen Jahren wurde die Anzahl der Ausbildungsplätze für U-Bahn- und Straßenbahnfahrer, sowie Buslenker nach oben geschraubt. Heuer gibt es doppelt so viele Ausbildungsplätze wie noch vor ein paar Jahren.
Foto: ptc1020