MVG, Hochbahn und BVG starten Allianz
26.09.25 (Berlin, Hamburg, München) Autor:Stefan Hennigfeld
Die drei größten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands wollen zentrale Zukunftsaufgaben gemeinsam angehen. Mit einem Schulterschluss arbeiten sie künftig Hand in Hand an smarten Mobilitätslösungen für Millionen Menschen in den drei Metropolen Berlin, Hamburg und München. Die Chefs der Berliner Verkehrsbetriebe AöR, der Hamburger Hochbahn AG und der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH haben dazu ein Memorandum of Understanding (MoU) für eine strategische Partnerschaft unterzeichnet.
Damit entsteht erstmals eine überregionale Allianz der führenden Branchenvertreter mit dem Ziel, den ÖPNV der Zukunft gemeinsam und kundennäher zu gestalten, Synergien zu nutzen, um Kosten zu senken und Effizienzpotentiale zu realisieren, und branchenweit Standards zu setzen. Die Mobilitäts- und ÖPNV-Branche in Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Automatisierung und autonomes Fahren eröffnen enorme Chancen, verlangen aber zugleich nach gemeinsamen Standards und skalierbaren Ansätzen.
Bisher sind entsprechende Projekte meist lokal organisiert. Diese Partnerschaft will einen neuen, gemeinsamen Weg einschlagen. In ihrer Absichtserklärung verfolgen BVG AöR, Hochbahn und MVG die konsequente Zusammenarbeit an praxisnahen Digitalisierungsschritten, Standardisierungen und neuen Geschäftsmodellen. Die Zielgruppe, die davon profitieren wird, ist groß: Über sieben Millionen Einwohner leben zusammen in Berlin, Hamburg und München.
Die Kooperation konzentriert sich zunächst auf drei zentrale Anwendungsfelder: Bis 2035 ergänzen insgesamt bis zu 2.000 autonome ÖPNV-Fahrzeuge die Nahverkehrssysteme in den drei Städten. Außerdem soll eine gemeinsame App für öffentliche Verkehrsmittel und multimodale Angebote eingeführt werden. Die Vertriebssysteme werden für ein nahtloses Kundenerlebnis überregional vereinheitlicht und digitalisiert. Das Memorandum tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft und ist zunächst unbefristet angelegt.
Der angestrebte Zeithorizont für die Umsetzung der in den Anwendungsfällen jeweils definierten Maßnahmen ist stufenweise zwischen 2030 und 2035. Doch auch in den Jahren danach besteht die Möglichkeit, weitere Projekte gemeinsam zu organisieren. Zur Vermeidung isolierter Einzelprojekte und redundanter Strukturen setzen die drei Unternehmen auf eine schlanke Organisation mit wenigen, klar ausgerichteten Arbeitsgruppen für die definierten Anwendungsfälle.
Zur übergreifenden Steuerung und Koordinierung wird ein Lenkungskreis aus allen drei Städten etabliert. Ingo Wortmann, MVG-Chef: „Wir sind uns sicher, dass wir gemeinsam als schlagkräftige Verkehrsunternehmen viel erreichen können. Gleichzeitig wollen wir durch die gemeinsame Initiative mit Fokus auf Automatisierung wirtschaftlicher werden und Betriebskosten senken. Davon kann auch die gesamte Branche profitieren, wenn die Industrie standardisierte Systeme auf den Markt bringt.“
Foto: Münchener Verkehrsgesellschaft mbH / Robert Haas