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Die Quadratur des Kreises

07.07.25 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es schließt sich im Grunde nahtlos an das Thema vom letzten Donnerstag an: Die Infrastruktur rund um Köln verfällt nicht nur, sie ist auch zunehmend überlastet und hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Natürlich ist es ärgerlich, wenn ein Zug wegen Personalmangel ausfällt, aber mindestens genauso ärgerlich ist es, wenn Ausfälle oder Verspätungen aufgrund der oft desolaten Infrastruktur entstehen. Hier ist ein Signal defekt – oft immer wieder, es gibt Weichenstörungen und vieles mehr.

In der Tat gibt es Defekte im Bereich der Infrastruktur, die sind fast schon reproduzierbar, weil bestimmte Signale oder bestimmte Weichen einfach störanfällig sind. Ob es mit dem Alter zu tun hat, mit einer mangelhaften Wartung oder einer Kombination aus vielem, letztlich sind die Probleme wie sie sind und müssen angegangen werden. Angesichts des gestiegenen Bauaufkommens wird das ja auch gemacht und es ist als suche man nach der Quadratur des Kreises: Die Infrastruktur ist einerseits nicht nur überlastet, sondern auch in einer Art und Weise verfallen, dass es dringend massiver Investitionen bedarf.

Auf der anderen Seite sind ebenjene wichtigen Baumaßnahmen für den laufenden Betrieb tödlich und sorgen dafür, dass es zu zusätzlichen Ärgernissen kommt. Das ist für die Fahrgäste abschreckend, es bringt die Kalkulation der Eisenbahnverkehrsunternehmen völlig durcheinander und sorgt zuletzt dafür, dass die Mitarbeiter auf den Zügen deutlich stärker unter Stress stehen, als es in einem normalen Berufsleben akzeptabel wäre – oft mit der Folge, dass Quereinsteiger wieder gehen und sich etwas anderes suchen.

Wirklich rauskommen tut man aus der Sache nicht, zumindest nicht ohne eine massive Kraftanstrengung durch alle beteiligten Parteien. Manches ließe sich aber auch vermeiden, etwa monatelange Auseinandersetzungen zwischen der DB AG und der GDL. Wieso ist es immer die DB AG, die mit der GDL solche langfristigen Streitigkeiten hat? Man hätte den letzten Streik im ersten Halbjahr 2024 deutlich verkürzen können, wenn die DB AG nicht über Wochen und Monate hinweg gemauert hätte.

Wir alle haben ein Interesse daran, dass bei der Eisenbahn ausreichend Personal da ist – die Grundvoraussetzung sind gute Tarifabschlüsse und auch eine Reaktion auf das gestiegene Stressaufkommen etwa durch eine Reduktion der Arbeitszeit, andere Ausgestaltungen der Dienstpläne und ähnliche Dinge.

In einer Zeit, in der viele Wettbewerbsbahnen schon damit geworben haben, dass sie in den 35-Stunden-Woche gehen, hat die DB AG sich erst vollständig geweigert und die Verhandlungen dann mit einem grotesken Angebot verlängert: Man wäre bereit, in eine 35-Stunden-Woche einzutreten, aber nur wenn zu bestimmten Stichtagen eine bestimmte Zahl an Mitarbeitern vorhanden sei. Natürlich konnte die GDL nicht zulassen, dass Arbeitszeitverkürzungen davon abhängig sind, ob der Arbeitgeber es schafft, genügend Leute einzustellen. Aber so hat man zumindest für 2025 die Hoffnung, dass sich die Zahlen bessern, weil kein großer Tarifkonflikt ansteht.

Siehe auch: go.Rheinland stellt Qualitätsbericht vor
Foto: Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee

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