München: VCD fordert Kassensturz
13.01.25 (Bayern, München) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Zusammenhang mit den Kostensteigerungen bei der zweiten S-Bahnstammstrecke in München fordert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) einen ehrlichen Kassensturz. Grundsätzlich sieht man keine Möglichkeit mehr, das Gesamtprojekt zu modifizieren und damit die Baukosten zu senken. „Für die Fertigstellung des Projekts sind bereits viele Milliarden Euro notwendig. Hinzu kommen jährlich erhebliche Unterhaltskosten für den Tunnel und die zusätzlichen Bahnen“, so der VCD Bayern.
Die knappen Regionalisierungs-mittel reichen dafür nicht aus. Daher sollte der zusätzliche Mittelbedarf von der prosperierenden Region München – bestehend aus der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen, die außerordentlich davon profitieren – getragen werden.
„Wir haben im Dialog mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), der Deutschen Bahn AG und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) geprüft, ob eine Abänderung des teuren Projekts Zweite Stammstrecke noch möglich ist. Unsere lokalen Aktiven sind zu Recht verärgert über die Kostenexplosion und befürchten, dass dadurch keine Finanzmittel mehr für den Schienennahverkehr in anderen bayerischen Regionen zur Verfügung stehen“, erklärt Christian Loos, Landesvorsitzender des VCD Bayern.
„Das Projekt ist jedoch so weit fortgeschritten, dass Modifikationen nicht mehr möglich sind. Wir sind allerdings erstaunt, dass weiterhin unklar ist, welche Betriebskosten nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke anfallen und wie diese finanziert werden sollen. Dazu kommen noch Entgelte für die Bestellung der zusätzlichen S-Bahnen“, so Loos.
Der VCD Bayern fordert daher mehr Klarheit zu den künftigen Betriebskosten und deren Finanzierung. Gerd Weibelzahl, SPNV-Experte im bayerischen VCD-Landesverband, erläutert das Finanzierungskonzept des VCD: „Es ist angemessen, dass weiterhin etwa gleich viel Geld in die Bestellung der S-Bahn München fließt wie derzeit für die zwanzig Millionen Zugkilometer. Auch eine Anpassung an die Inflation ist vertretbar. Sollten diese Mittel jedoch nicht ausreichen, sehen wir die Landeshauptstadt München und die vom S-Bahnausbau profitierenden Anliegerlandkreise in der Pflicht, die Differenz aus eigenen Mitteln mitzufinanzieren. Sollte dies nicht geschehen, befürchten wir, dass für die anderen sechs bayerischen Regierungsbezirke keine Mittel mehr für Verkehrsverbesserungen zur Verfügung stehen.“
Diese Befürchtungen des VCD werden auch durch jüngst veröffentlichte Ausschreibungen wie das „Bayerwaldnetz“ oder die „Mainfrankenbahn“ gestützt. Diese enthalten nur marginale Verbesserungen. Bayernweit müsste man dann befürchten, dass Leistungsausweitungen abgesagt werden oder es gar zu Abbestellungen kommt, weil die Kosten bei der S-Bahn München massiv steigen. Inwieweit es aber möglich ist, die Landeshauptstadt München zur Kasse zu bieten, dürfte rechtlich schwierig sein – und ob die Stadt es freiwillig tut, dürfte fraglich sein.
Foto: Deutsche Bahn AG / Michael Neuhaus