Die Qualität der Eisenbahn spricht für sich
23.01.25 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Strecke vom Hamburg nach Berlin ist eine der am stärksten nachgefragten Fernverkehsrelationen und sie eignet sich sehr gut für die Eisenbahn. Vielleicht kann man mit dem Auto einiges an Zeit rausholen, aber in der Regel ist doch der ICE die beste Wahl. Das Angebot auf der Schiene ist sogar so gut, dass es überhaupt keine Direktflüge zwischen Hamburg und Berlin gibt. Es lohnt sich einfach nicht, hier braucht man keine Inlandsflüge, weil der Eisenbahnverkehr einfach besser und attraktiver ist.
Auch für Geschäftsreisende lohnt es sich bei dieser guten Verbindung nicht selten, morgens in die eine Richtung hin- und abends in die andere Richtung zurückzufahren und sich so eine Auswärtsübernachtung zu sparen. Gerade bei den explodierenden Kosten für Hotelbetten ist das auch in größeren Firmen immer öfter ein Thema, wenn man hier Ausgaben für Spesen senken kann. Wobei: Auch unabhängig von der anstehende Sperrung verlässt der letzte abendliche Spätzug, der umsteigefrei nach Hamburg fährt, die Bundeshauptstadt vor 23 Uhr, aus Hamburg kommt man oft sogar nach 22 Uhr nicht mehr Richtung Berlin.
Wer also in eine abendliche Theatervorstellung geht, für den ist es ohnehin schwierig, mit dem Zug zurückzukommen, ganz unabhängig von Baustellensperrungen oder Umleitungen. Auch das ist etwas, wo man ansetzen muss. Hier wäre insbesondere der Bund gefordert, der ja die Verpflichtung hat, für den SPFV zu sorgen, dass das Bundesunternehmen DB Fernverkehr auch Fahrten zur Tagesrandlage anbietet. Oftmals scheitert das am fehlenden Personal, dazu kommt ein besonders unzuverlässiger Fernverkehr. Die schwere Eisenbahnkrise ist also auch auf solchen wichtigen Relationen greifbar.
Jetzt aber kommt eine Vollsperrung für ein Dreivierteljahr dazu und das ist eine besonders große Einschränkung. Es ist aber trotzdem besser so als wenn man über einen Zeitraum von mehreren Jahren immer wieder kleinere Umleitungen oder Ersatzverkehre hat. So kann sich jeder drauf einstellen, es gibt qualitativ hochwertige Busersatzangebote, die auch die Ansprüche erfüllen und jeder weiß, dass man da jetzt mal einige Monate durch muss.
Von Hamburg nach Berlin fährt man etwa eine Stunde und 45 Minuten, das verlängert sich dann auf zweieinhalb Stunden, aber es ist planbar. Dabei wird ja auch einiges getan: Wenn 28 Bahnhöfe umfassend modernisiert werden, dann profitiert eben nicht nur der Fernverkehr, sondern auch der Regionalverkehr wird deutlich besser und attraktiver. Mit sechs neuen Überleitstellen kann man auch die Betriebsstabilität auf ein solides Fundament stellen.
Gerade hier hat man ja in den 2000er Jahren jeden Menge Weichen, Überhol- und Ausweichmöglichkeiten aus dem Netz herausgerissen, was zwar im Regelfahrplan kein großes Problem sein mag, in der Realität jedoch dafür sorgt, dass schon bei kleinsten Abweichungen Domino-Effekte entstehen, die sich überregional und noch Stunden später auswirken können. Jetzt gilt es also ein Dreivierteljahr zu überbrücken und dann wird es deutlich besser. Gut so!
Siehe auch: Generalsanierung Hamburg-Berlin wird vorbereitet
Foto: Deutsche Bahn AG / Volkers Emersleben