Der Standort Cottbus als wichtige Grundlage
16.01.25 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Wenn das Ende der Braunkohleförderung in Ostbrandenburg erreicht ist, dann wird die Eisenbahn in der Region jede Menge attraktive Ersatzarbeitsplätze anbieten. Nein, hier ist nicht die Rede davon, dass ein Industriebetrieb schließt und stattdessen ein Logistikdienstleister anbietet, bei dem dubiose Subunternehmen Leute suchen, sondern wir sprechen von gut bezahlten, attraktiven Eisenbahnarbeitsplätzen. Diese bieten langfristige Sicherheit, die Bezahlung nach einem Tarifvertrag mit anerkannten Gewerkschaften und einer ganze Reihe an Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.
Wer nach der Schule einen Eisenbahnberuf ergreift hat die Möglichkeit, hier bis zum Ruhestand zu verbleiben. Es lohnt sich also, zur Bahn zu gehen. Auch für die DB AG lohnt sich die Investition am Standort Cottbus: Man ist nahe genug an Berlin, einem der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte im Osten der Republik, um die Züge ohne große Anfahrt nach Cottbus zu holen. Gleichzeitig kann man das Geschäft perspektivisch aber auch ausweiten.
Wieso sollte man nicht externe Instandhaltungsaufträge akquirieren? Das ist natürlich im Fernverkehr durchaus schwierig, weil es die Betreibervielfalt des Güter- oder Regionalverkehrs nicht gibt. Aber der Standort Cottbus ist nahe genug an der tschechischen oder polnischen Grenze, um auch Fernverkehrszügen aus diesen Ländern für die betriebsnahe oder schwere Instandhaltung nach Cottbus zu holen und somit die Auslastung der neuen Werkstatt weiter zu erhöhen oder gar noch einmal zu expandieren.
Das könnte auch ein Einfallstor sein, um die internationale Zusammenarbeit der Fernverkehrsunternehmen weiter zu intensivieren: Damit man mit dem Zug genauso gut von Berlin nach Breslau, Stettin oder Polen kommt wie man nach Dresden, Frankfurt oder Hamburg fahren kann. Hier sind natürlich auch die politischen Entscheidungsträger in den Ländern gefordert, aber wenn man sich wirklich eines Tages dazu durchringen könnte, die Fernverkehrsverbindungen im Osten Europas so gut auszubauen wie sie es im deutschen Inland weitgehend schon sind, dann wäre es naheliegend, eine hierfür benötigte Flotte zentral in Cottbus instandzuhalten.
Hier wäre die Werkstatt und wäre auch das Know-How der Mitarbeiter vorhanden. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Danzig von Berlin nicht weiter weg ist als Dortmund, Prag ist nicht weiter weg als Nürnberg und nach Posen ist etwa so weit wie nach Kassel. Natürlich wäre das eine enorme Aufgabe, die sich nur langfristig und mit viel Engagement lösen ließe, aber genau das braucht die Eisenbahn, wenn man eine große Verkehrswende schaffen will: Den Blick auf die Realitäten des Alltags, aber auch die großen Visionen für die Zukunft.
Doch jetzt haben wir erstmal eine wichtige Grundlage für einen vernünftigen und zuverlässigen inländischen Fernverkehr. Hier gilt es für die nächste Bundesregierung politisch dafür zu sorgen, dass die Qualität steigt und mindestens das Niveau das Nahverkehrs erreicht. Es gibt also einiges zu tun und das Thema wird vieles, aber nicht langweilig.
Siehe auch: Ein Jahr ICE-Werk Cottbus
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben