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Selbstverständlichkeiten umsetzen

14.11.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Sobald eine Flugreise etwas länger dauert, ist es ganz normal, an Bord Filme oder Serien zu gucken, oft gibt es ein spezielles Bordprogramm. Das kann man von der Eisenbahn so sicher nicht verlangen, aber in einer Zeit, in der nahezu jeder bei einem Streamingdienst angemeldet ist, sollte es möglich sein, bei einer Zugfahrt von zwei Stunden einen Film oder auch ein Fußballspiel im Zug am Laptop oder am Tablet-Computer zu gucken.

So manch Berufstätiger, der tagsüber auswärts zu tun hatte, fährt abends mit dem ICE wieder nach Hause – wieso sollte der nicht in der Lage sein, an seinem eigenen mobilen Endgerät die Champions League oder den DFB-Pokal im Zug zu gucken? In aller Regel scheitert das an der Bildqualität: Dann hängt der Stream zwischendurch oder man hat nur noch einen Pixelmatsch, den es in der Anfangszeit auf Youtube gab. Hier muss man gegensteuern, wenn man die Eisenbahn attraktiv machen will und wenn man überhaupt eine Situation schaffen möchte, in der Deutschland einen Mindeststandard an Digitalisierung schafft.

Das heißt, dass es nicht nur in den Großstädten verlässlichen Mobilfunkempfang gibt, sondern auch im ländlichen Raum und insbesondere entlang vielbefahrener Eisenbahnstrecken. Das gilt nicht nur für die Freizeitgestaltung, sondern insbesondere auch für Geschäftsleute, die die Reisezeit als Arbeitszeit nutzen möchten: Den Laptop aufbauen und dann kann man ins Internet gehen, auch im fahrenden Zug. Der Fernverkehr insbesondere bei der DB AG ist so teuer, dass hier ohnehin hauptsächlich Leute in den Zügen sind, die beruflich unterwegs sind – und die dann eben auch im Zug arbeiten oder telefonieren wollen.

Das ist ja auch so eine Sache: Nicht nur das mobile Internet ist problematisch, selbst der normale Telefonempfang kann im fahrenden Zug zum Problem werden. Da ist es nicht selten, dass jemand, der mit dem Zug fährt, gerade mal eben für zwanzig Minuten in keiner Funkzelle eingeloggt ist, weil es keine gibt. Wenn dann jemand anruft, dann kommt die Meldung, dass der Teilnehmer nicht zu erreichen ist, mit anderen Worten, als wäre das Smartphone ausgeschaltet.

Hier muss sich dringend etwas tun, hier sind sowohl staatliche Stellen als auch die Mobilfunkanbieter selbst gefordert. Anstatt Lizenzen teuer zu versteigern muss man sich koppeln an die Pflicht zu einer möglichst flächendeckenden Funkausleuchtung. Da 5G der aktuelle Standard ist, muss dieser natürlich auch verbaut werden, insbesondere aber nicht nur entlang vorhandener Eisenbahnstrecken.

Da nicht nur der Fernverkehr betroffen ist, sondern auch der Nahverkehr, müssen da auch die Aufgabenträger entsprechende Standards fordern. In zukünftigen Vergaben müssen dann die Fahrzeuge über Mobilfunkrepeater und taugliche Fensterscheiben verfügen. Natürlich kann ein Aufgabenträger keinen Mastenausbau verlangen, aber kann und soll seinen Teil dazu beitragen und entsprechend fahrzeugseitige Ausbauten vorgeben. So kann die Eisenbahn attraktiver werden, auch im Bereich des heute ganz normalen Mobilfunkempfangs.

Siehe auch: VBB und NASA: Besserer Empfang
Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont

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