DB AG startet Gesamtsanierung
30.09.24 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Vorfeld der Schienenmesse Innotrans letzte Woche in Berlin hat die DB AG ihr Gesamtsanierungskonzept vorgestellt. Ziel ist es, den roten Konzern wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, Kosten zu senken, Umsätze zu erhöhen und die Verschuldungsquote mitsamt der dazugehörigen Zinslasten effektiv zu minimieren.
Werner Gatzer, Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns: „Die Sanierung von Infrastruktur und Betrieb sowie die wirtschaftliche Erholung des Unternehmens sind klar formulierte Ziele, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Der Aufsichtsrat erwartet die Konkretisierung des Gesamtprogramms im Rahmen der Budget- und Mittelfristplanung für die Sitzung im Dezember und wird die Fortschritte bei der Umsetzung kontinuierlich begleiten.“
Der Erfolg des Sanierungsprogramms wird an mehreren wesentlichen Kennzahlen gemessen. Unter anderem soll in der Infrastruktur die Anzahl der infrastrukturbedingten Verspätungen trotz weiterhin hoher Bautätigkeit bis 2027 um zwanzig Prozent gesenkt werden. Im Betrieb soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr in drei Jahren wieder zwischen 75 und achtzig Prozent liegen. Das operative Ergebnis (EBIT) im Systemverbund soll bis 2027 auf zwei Milliarden Euro steigen.
„Die Strategie Starke Schiene ist seit 2019 unser Nordstern und hat uns während der vielen Krisen der vergangenen fünf Jahre Orientierung gegeben,“ sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Richard Lutz. „Wahr ist aber auch: Die Infrastruktur ist heute in einem bedeutend schlechteren Zustand und weit störanfälliger als wir das im Jahr 2019 vorausgesehen haben. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Qualität und Stabilität des Eisenbahnbetriebs, sondern beeinflusst auch unsere Ertragskraft. Hinzu kommen die vielen Krisen der letzten Jahre, die zu massiven Kostensteigerungen geführt haben.“
Die DB wird den Personalbedarf des Systemverbunds in den nächsten Jahren in zwei Phasen reduzieren. Bis zum Jahr 2027 wird die DB prioritär in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb und indirekt operativen Funktionen reduzieren. Entlassungen sind nicht vorgesehen, die Regelungen zur Beschäftigungssicherung gelten uneingeschränkt weiter. Genutzt werden stattdessen verschiedene Instrumente wie die natürliche Fluktuation, der konzerninterne Arbeitsmarkt und freiwillige Altersteilzeit.
Gleichzeitig wird die DB sicherstellen, dass das notwendige Personal für das operative Eisenbahngeschäft zur Verfügung steht. Deshalb wird in vielen Betriebsfunktionen unverändert auf Hochtouren eingestellt. Die notwendige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit muss Hand in Hand gehen mit derSanierung von Infrastruktur und Eisenbahnbetrieb. Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, hat DB Fernverkehr den Ausbau und die Modernisierung vorangetrieben. Noch nie wurde so viel in Personal, Flotte und Werke investiert.
Auch künftig wird das Angebot wachsen. Hierzu soll mit Angeboten, unter anderem im Geschäftskundenbereich, profitables Wachstum generiert werden. Dort, wo die Nachfrage besonders hoch ist, soll es zusätzliche Angebote geben, beispielsweise mehr Verbindungen im internationalen Verkehr. DB Regio konnte in den vergangenen Jahren mit einem attraktiven Angebot die Fahrgastzahlen wieder auf das Vor-Corona-Niveau steigern. Dabei lag die Pünktlichkeit durchgängig über neunzig Prozent. Gleichzeitig wurden der Bereich Regio Straße saniert und verzeichnet seitdem kräftige Leistungszugewinne.
Besonderen Fokus legt DB Regio auf die integrierte Alltagsmobilität, die sowohl operativ als auch digital vorangetrieben wird. Um die finanzielle und wirtschaftliche Tragfähigkeit insbesondere im SPNV weiter zu verbessern, sollen Personal- und Fahrzeugrobustheit gesteigert werden. Im Fokus der neu konzipierten Portfoliostrategie im SPNV stehen insbesondere Verkehre von strategischer Relevanz mit kalkulierbaren betrieblichen Risiken und stabilen Ergebnissen.
Dabei soll der Marktanteil auf dem hohen Niveau von rund sechzig Prozent gehalten werden. DB Cargo befindet sich bereits in einer weitreichenden Transformation, die darauf abzielt, das Geschäftsmodell wettbewerbsfähig für die Zukunft aufzustellen. Ab Januar 2025 wird eine neue kunden- und branchenorientierte Struktur entstehen: Mit der klaren Zuteilung und Bündelung von Ressourcen, mit hoher Eigen- und Ergebnisverantwortung können die Teams sich stärker an Kundenbedürfnissen orientieren. Diese unternehmerische Verantwortung und eher mittelständische Aufstellung wird die Profitabilität nachhaltig sicherstellen.
Siehe auch: Wieder ein Konzept erarbeiten