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Akkuzüge ins Dieselnetz Oberfranken

27.09.24 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die zehn Linien des Netzes „Regionalverkehr Oberfranken“ sollen ab Dezember 2035 mit Akku-Zügen bedient werden. Das hat Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) letzte Woche mitgeteilt: „Für die Regionalbahnlinien in Oberfranken und in der nördlichen Oberpfalz ist der Akku-Betrieb die beste Lösung, um den bisherigen Dieselbetrieb zu beenden. Viele Linien berühren bereits heute das elektrifizierte Streckennetz. Mit der Elektrifizierung weiterer Teilstrecken und dem Bau von Nachlademöglichkeiten wollen wir den Einsatz von Akku-Zügen auf allen Linien ermöglichen.“

Der Landkreis Kulmbach hatte mit Förderung des Freistaats und des Bundes das renommierte Schweizer Ingenieurbüro Enotrac AG im Frühjahr 2023 mit der Prüfung beauftragt, wie die Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf klimafreundliche Antriebe erfolgen könnte. Die Ergebnisse des Gutachtens wurden heute im Rahmen des bundesweiten Tags der Schiene in Neuenmarkt vorgestellt. Der Freistaat möchte nun die DB InfraGO AG als Streckenbetreiberin mit einer Planung der Infrastrukturausbauten für den Akku-Betrieb beauftragen.

Vom Gutachter sind diese Maßnahmen mit insgesamt gut 100 Millionen Euro beziffert worden. Erforderlich sind eine Elektrifizierung der Streckenabschnitte von Oberkotzau bis Rehau sowie von Kirchenlaibach über Bayreuth und Neuenmarkt-Wirsberg nach Marktschorgast und Untersteinach mit einer Gesamtlänge von rund 62 Kilometern. Darüber hinaus sollen in Bad Steben, Münchberg und Weiden Nachladestationen entstehen sowie die von den Zügen in Richtung Ebermannstadt genutzten Gleise im Bahnhof Forchheim elektrifiziert werden.

Mit der fertigen Planung soll dann eine Bundesförderung aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) beantragt werden. Die Umstellung auf Akku-Züge soll im Dezember 2035 erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt läuft der aktuelle Vertrag mit Agilis über die Bedienung mit den heutigen Dieseltriebzügen aus. Das Gutachten wird nach Freigabe des Schlussberichts im Internet veröffentlicht. Es hat auch untersucht, welche Infrastrukturausbauten für den Einsatz des neuen Neigetechnikfahrzeugs auf den hierfür vorgesehenen Linien erforderlich sind. Da das Fahrzeug auch im Allgäu zum Einsatz kommen soll, müssen vor der Entscheidung von Folgeschritten jedoch noch die Ergebnisse des dortigen Gutachtens abgewartet werden.

Akku-Züge nutzen Abschnitte mit Oberleitung, um den Antriebs-Akku aufzuladen. Anschließend können nicht elektrifizierte Strecken elektrisch mit Strom aus dem Akku befahren werden. Die Staatsregierung hat in ihrer Bayerischen Elektromobilitäts-Strategie Schiene (BESS) festgelegt, dass bis zum Jahr 2040 im Freistaat sukzessive alle noch fahrenden Dieselfahrzeuge im Schienenpersonennahverkehr durch lokal emissionsfreie Züge ersetzt werden – also z.B. durch Akkuzüge, aber auch durch Wasserstoffantrieb. Für das bisherige Dieselnetz Oberfranken ist die Entscheidung nun getroffen.

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