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Spitzengespräche zwischen DB AG und EVG

29.08.24 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Vor dem Hintergrund des geplanten Stellenabbaus in der Verwaltung und des Einstellungsstopps außerhalb des betrieblichen Bereichs in der DB AG gab es letzte Woche ein Spitzengespräch mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Hierbei wurde klargestellt, dass im direkten Bereich weiterhin im großen Stil Personal gesucht und auch eingestellt wird. „Wir müssen sparen, aber wir werden nicht am Kunden und an der Sicherheit sparen“, sagte DB-Chef Richard Lutz im Nachgang.

Personalvorstand Martin Seiler und Lutz verständigten sich zusammen mit dem EVG-Vorsitzenden Martin Burkert und dem Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats Jens Schwarz auf diesen gemeinsamen Kurs. „Wer für den Betrieb gebraucht wird, wird eingestellt, ohne Wenn und Aber. Im direkten Eisenbahngeschäft haben wir einen anhaltend hohen Bedarf, vor allem für Lokführer, Instandhalterinnen, Zugverkehrssteuerer und Servicekräfte“, so Seiler.

Allein in diesem Jahr wird die Deutsche Bahn wieder rund 25.000 neue Mitarbeitende einstellen. Davon sind 6.000 Auszubildende und duale Studenten, die Anfang September willkommen geheißen werden. „An anderen Stellen treten wir aber ganz klar auf die Bremse, nämlich im Overhead und in der Administration. Hier müssen wir viel effizienter und schlanker werden.“ Das sei ein wichtiger Schritt, um in den nächsten drei Jahren die „Trendwende“, also der Überwindung der Eisenbahnkrise zu schaffen, sagte Richard Lutz. „Wir konzentrieren uns jetzt auf die Sanierung der veralteten Infrastruktur, der betrieblichen Qualität und der finanziellen Lage. Nur so kommt unsere Wachstumsstrategie Starke Schiene zurück in die Spur. Nur so bekommt dieses Land die Bahn, die es verdient.“

Mit Blick auf den sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel treibt die DB parallel Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz voran, um mittel- und langfristig auch mit weniger operativem Personal auszukommen. „Aber das geht selbstverständlich nur dann, wenn die neuen Entwicklungen greifen und entsprechende Potentiale freisetzen“, so Seiler. Bis 2030 will die DB ihren Personalbedarf deutlich senken. Entlassungen gibt es keine, genutzt werden stattdessen die natürliche Fluktuation und der große konzerninterne Arbeitsmarkt.

Auch Instrumente wie Altersteilzeit und freiwillige Abfindungen stehen in einzelnen Fällen zur Verfügung. „Die DB ist eine gute und verantwortungsvolle Arbeitgeberin. Wir haben starke Tarifverträge und eine starke Sozialpartnerschaft. Das sind die Voraussetzungen, um die Transformation zu schaffen“, sagte Personalvorstand Seiler. Generell wird der Arbeitsmarkt zunehmend enger, der Wettbewerb um Talente intensiver. In den kommenden Jahren gehen hierzulande doppelt so viele Menschen aus dem Arbeitsmarkt heraus wie hinein.

Allein die Deutsche Bahn bräuchte bei gleichbleibender Fluktuation noch einmal mehr als 130.000 neue Mitarbeitende bis zum Ende des Jahrzehnts. Diese Zahl an Arbeitskräften wird der Markt schlicht nicht hergeben, weder in der geplanten Menge noch in der gewohnten Qualität und zu einigermaßen wettbewerbsfähigen Kosten. Deshalb müssen Prozesse schlanker werden, radikal vereinfacht und durch Automatisierung und Digitalisierung sowie künstliche Intelligenz der Personalbedarf gesenkt werden.

„Die Ankündigung der DB zum geplanten Stellenabbau hat bei den Beschäftigten massive Verunsicherung ausgelöst. Nun haben wir im Rahmen eines Spitzengesprächs mit Arbeitgeber, Konzernbetriebsrat und EVG eine Klarstellung erwirkt: Es werden keine Stellen im operativen und direkten Eisenbahn-Bereich abgebaut,“ sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert. „Wer für den Betrieb gebraucht wird, wird eingestellt, ohne Wenn und Aber. Im direkten Eisenbahngeschäft haben wir einen anhaltend hohen Bedarf, vor allem für Lokführer, Instandhalterinnen, Zugverkehrssteuerer und Servicekräfte“, teilte Personalvorstand Martin Seiler nach dem Treffen mit.

Das sei ein wichtiges Signal an die Belegschaft, so Burkert. Die EVG werde bei weiteren Maßnahmen maximale Transparenz einfordern. So sollen auf der kommenden Sitzung des Konzernbetriebsrates am 11. September Umstrukturierungspläne des Arbeitgebers bei Administration und Overhead durch den DB-Vorstand vorgestellt werden. „EVG und Konzernbetriebsrat werden hier den Finger in die Wunde legen. Denn die Beschäftigten arbeiten in allen Bereichen hart an der Belastungsgrenze. Ein ´schneller, höher, weiter´ darf es nicht geben,“ so der EVG-Vorsitzende Martin Burkert abschließend.

Siehe auch: Modernisierung und Personalakquise

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