Leistungsausweitungen funktionieren also doch
22.08.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Wir alle wollen die öffentlichen Verkehrsmittel stärken und dazu gehört auch die Tagesrandlage: Nein, es ist keine vernünftige Mobilitätsverfügbarkeit, wenn tragende Bus- oder gar Stadtbahnlinien ab 19 oder 20 Uhr nur noch im Stundentakt fahren. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass man in Dortmund jetzt einen verlässlichen Halb- oder gar Viertelstundentakt bis ein Uhr morgens ermöglicht, auch im Hinblick auf die zumindest im Prinzip vorhandenen Spätverbindungen im Regional- und Fernverkehr auf der Schiene.
Dass der nicht funktioniert und bis auf weiteres auch nicht funktionieren wird, ist nochmal ein anderes Thema. Aber gerade in Dortmund, wo der SPNV auch innerstädtisch eine Rolle spielt, ist es wichtig, ausfallende Züge mit einem verbesserten Kommunalangebot zu kompensieren. Wenn die S 5 sowieso nur noch jede Stunde fährt und trotzdem öfter ausfällt, ist es wichtig, dass man eine verlässliche Stadtbahnverbindung nach Dortmund-Hombruch hat. Das gilt auch für die Linie RB 59: Man kommt sowohl mit der Eurobahn als auch mit der Stadtbahn vom Hauptbahnhof nach Hörde.
Natürlich können die Dortmunder Stadtwerke nicht alles auffangen, was bei der großen Eisenbahn schiefläuft, aber sie können zeigen, dass Notfahrpläne, Angebotsreduktionen und kurzfristige Personalausfälle kein Naturgesetz sind. Offensichtlich macht das kommunale Unternehmen irgendwas richtig in der Personalpolitik, wenn sie in dieser uns allen bekannten Situation in der Lage sind, das vorhandene Angebot noch auszuweiten. Natürlich, wenn die Stadtbahn verlässlich bis ein Uhr nachts fährt, kann man umgekehrt Nachtbusse reduzieren.
Dass man aber trotzdem solche massiven Leistungsausweitungen macht, zeigt wie optimistisch man ist. Offensichtlich funktioniert die Personalakquise und man schafft es wirksam, die Fluktuation gering zu halten. Natürlich wird es immer Leute geben, die kündigen und gehen. Manch einer findet woanders sein privates Glück, hat Angebote aus anderen Branchen und wer als Quereinsteiger kommt und eine andere Berufsausbildung hat, der kann auch nach einigen Jahren als Straßenbahnfahrer mit seiner bisherigen Ausbildung wieder was anderes machen.
Aber man hört ja von manchen Branchenakteuren durchaus, dass Bewerbungen über Wochen und Monate liegenbleiben sollen, dass das Arbeitsklima schlecht ist oder andere Dinge, die kein gutes Licht werfen auf den ÖPNV-Arbeitgeber. Natürlich kann eine Personalabteilung sagen: Wir sammeln jetzt erst mal ein Vierteljahr alle Bewerbungen, gucken sie uns dann an und entscheiden über Rückmeldungen.
Aber wer ernsthaftes Interesse an einem Einstieg hat und vielleicht sogar schon über einen entsprechenden Führerschein verfügt, der schickt nicht nur eine Bewerbung raus und wartet dann über Wochen oder gar Monate, sondern der schickt viele Bewerbungen raus. Als guter Arbeitgeber muss man auch schnell sein, damit die Leute nicht bei der Konkurrenz landen. Wenn also diese Leistungsausweitungen klappen, dann kann ich nur sagen: Respekt nach Dortmund!
Siehe auch: Dortmund: DoNight geht an den Start
Foto: Dortmunder Stadtwerke AG / Jörg Schimmel