Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

  • Schlagwörter

Pro Bahn kritisiert Zugausfälle

22.07.24 (Berlin, Brandenburg, Fernverkehr, Polen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Landesverband Berlin-Brandenburg von Pro Bahn und die Initiative für den deutsch-polnischen Schienenpersonenverkehr kritisierten die zahlreichen Zugausfälle. Im Moment werde der Großteil der vom VBB bestellten grenzüberschreitenden Regionalzüge nicht gefahren und auch der Fernverkehr funktioniere nur unzuverlässig. Hauptgrund der Beeinträchtigungen sind zahlreiche Baustellen: Die Strecke Berlin-Angermünde-Szczecin (RB 33) ist von 2022 bis 2026 komplett gesperrt, sodass Reisende zwischen Szczecin und Angermünde den Bus nutzen müssen.

Auf der Strecke Berlin-Kostrzyn (RB 26) weigert sich die deutsche Seite, den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung anzugehen. Wegen des Neubaus der Oderbrücke fahren seit Dezember 2021 nur kleine Ersatzbusse über die Grenze. Ob der mehrfach verschobene Fertigstellungstermin im September eingehalten werden kann, bleibt fraglich. Ingo Koschenz, Sprecher der Initi-ative und Referent für Osteuropaverkehre des Pro-Bahn-Bundesverbandes, beanstandet diese langen Sperrzeiten und das Fehlen vernünftiger Ersatzkonzepte: „Zweigleisige Ausbauten und der Neubau einer Brücke können woanders auch unter rollendem Rad erledigt werden. Die Strecken werden nur tage- und nicht jahrelang gesperrt.“

Überdies wäre es möglich, weiterhin Direktzüge von Berlin nach Szczecin über Pasewalk und den Grenzübergang Grambow abzufahren oder Gorzów über Zbąszynek zu erreichen. Dennoch wer-den diese Alternativen nicht genutzt. Die Strecke Berlin-Frankfurt (Oder)-Warschau, einzige Fernverkehrsstrecke zwischen Deutschland und Polen, wird tatsächlich wegen Bauarbeiten regelmäßig tage- oder wochenweise unterbrochen. Das nächste Mal Ende Juli, mitten in der Urlaubssaison. Ein brauchbares Umleitungskonzept läge laut Koschenz nicht vor. Zudem seien die Informationen von DB Fernverkehr intransparent.

„Die Fahrgäste aus Polen werden in Frankfurt (Oder) einfach aus dem Zug gekippt. Die DB-App verweist zur Weiterfahrt nach Berlin auf den RE 1. Im Kleingedruckten steht dann, dass dieser wegen der Bauarbeiten ebenso abschnittsweise ausfallen wird. Die App von PKP-Intercity verweist hingegen auf einen Ersatzbus von Frankfurt nach Berlin.“ Koschenz betont, dass Sperrungen auf internationalen Fernverkehrsstrecken unbedingt vermieden werden sollten. Schließlich müssten viele Reisende in Berlin weitere Anschlusszüge erreichen.

„Es wäre zumindest besser gewesen, diese Sperrung bis zur Freigabe der Ostbahn zu verschieben. Diese ist in der Vergangenheit als Umleitungsstrecke genutzt worden. Notfalls können einzelne Eurocity auch über Cottbus umgelenkt werden“, so Koschenz. Der Regionalverkehr zwischen Berlin-Brandenburg und den polnischen Nachbarwojewodschaften ist selbst auf nicht gesperrten Strecken unzuverlässig. Überdies erfolge die Mitteilung des Zugausfalls meist so kurzfristig, dass Reisenden sich nicht rechtzeitig Ersatzangebote öffentlicher Verkehrsmittel heraussuchen können.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

Kommentare sind geschlossen.