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Ein Jahr D-Ticket: VDV zieht Bilanz

02.05.24 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Ein Jahr nach dem Start des Deutschlandtickets hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nun eine erste Bilanz gezogen: 11,2 Millionen Bürger besitzen ein solches Ticket, etwa zwanzig Millionen Personen haben mindestens einen Monat ein Deutschlandticket gehabt. Durch das Ticket sind die Fahrgäste in die Busse und Bahnen zurückgekehrt, die coronabedingten Fahrgastverluste sind damit weitgehend rückgängig gemacht. Die Fortsetzung ist jedoch gefährdet, denn die strukturelle Unterfinanzierung der Branche ist durch das Deutschland-Ticket verfestigt worden, die wirtschaftliche Lage des öffentlichen Nahverkehrs ist insgesamt dramatisch.

Damit die Zahl der Abonnenten im Jahr 2024 auf die von der Verkehrsbranche als Ziel formulierten 15 Millionen steigen kann, braucht es politische Entscheidungen und langfristige Finanzierungsgrundlagen. Erste Ergebnisse hat die Verkehrsministerkonferenz letzten Monat in Münster gebracht: Dort bekräftigten die Verkehrsminister ihre Bereitschaft für eine nachhaltige und längerfristige finanzielle Absicherung des Tickets über das Jahr 2025 hinaus. Nun muss sich auch der Bund – und hier vor allem der Bundesfinanzminister – zu einer dauerhaften Finanzierung des Angebots bekennen, auch aus dem Bundeshaushalt.

Oliver Krischer (Grüne), Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz der Länder und Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen: „Das Deutschlandticket hat die Tariflandschaft im deutschen ÖPNV revolutioniert und Busse und Bahnen für viele attraktiver gemacht. Innerhalb kürzester Zeit haben Bund, Länder und die ÖPNV-Branche mit dem Deutschland-Ticket ein Angebot geschaffen, das einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet und Pendlerinnen und Pendler finanziell entlastet. Das wirkt sich auch dämpfend auf die Inflation aus. Mit dem ersten Jahr Deutschlandticket bin ich daher sehr zufrieden. Aber es gibt auch noch Hausaufgaben zu erledigen: Die dauerhafte Finanzierung bleibt weiter ein Thema und die Länder haben sich auf der Verkehrsministerkonferenz klar dafür ausgesprochen, eine langfristige Finanzierung umsetzen zu wollen.“

Ähnlich sieht es auch Ingo Wortmann, Präsident des VDV und Geschäftsführer der Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG): „Das Deutschlandticket ist ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Nach einem Jahr zeigt sich: Das D-Ticket hat maßgeblich dazu beigetragen, während der Pandemie verlorene Fahrgäste für den ÖPNV zurückzugewinnen. Insgesamt liegen die Fahrgastzahlen allerdings vor allem außerhalb der Ballungsräume und Großstädte noch etwas unterhalb der Vor-Corona-Jahre, daher haben wir uns mit einer Steigerung auf 15 Millionen D-Tickets bis zum Jahresende ein ehrgeiziges Ziel gesetzt – sofern die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Jetzt ist der Bund am Zug und muss sich, so wie die Länder in der jüngsten Verkehrsministerkonferenz, klar und deutlich zu einer langfristigen Mitfinanzierung des Deutschlandtickets bekennen.“

Knut Ringat, Vizepräsident des VDV und Vorsitzender der Geschäftsführung des hessischen Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV): „Verkehrsunternehmen und Verbünde haben in kürzester Zeit und einem in dieser Form einzigartigen Kraftakt die Einführung des D-Tickets realisiert. Alleine schon der Digitalisierungsschub ist beachtlich: Etwa jedes zweite Abo ist ein Handy-Ticket. Etwa zwei von drei Abos sind digital, also über eine Website oder App, gekauft worden. Dies zeigt, was möglich ist, wenn es passende Rahmenbedingungen gibt. Um das Potential des Deutschland-Tickets voll auszuschöpfen, brauchen wir vor allem ein Deutschland-Angebot, um mit mehr Linien und Fahrten Platz für die bereits zusätzlich gewonnenen Fahrgäste zu bieten.“

Stefanie Haaks, Vorsitzende des VDV-Wirtschaftsausschusses und Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrsbetriebe AG (KVB): „Für unsere Kunden ist das Deutschland-Ticket ein Erfolg und es hat einen positiven Effekt auf unsere Kundenentwicklung – auf der Einnahmeseite jedoch nicht. Das liegt daran, dass die meisten Abonnentinnen und Abonnenten aus zuvor deutlich teureren Abo-Verträgen oder aus dem Bartarif zum günstigeren D-Ticket gewechselt sind. ebenso deutlich gesunken. Wenn der Ausgleichsbedarf für diese Mindereinnahmen nicht weiter steigen soll, müssen Bund und Länder dringend zu einer Einigung bei der Preisgestaltung und langfristigen Finanzierung für das Deutschlandticket kommen.“

Siehe auch: Über die Wahlperiode hinaus denken

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