Bündnis gegen Fachkräftemangel gegründet
04.04.24 (Baden-Württemberg, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Aufgrund des massiven Personalmangels in allen Bereichen des Eisenbahn- und ÖPNV-Betriebs hat sich in Baden-Württemberg jetzt ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden gegründet, das das Thema dauerhaft und offensiv angehen will.
„Wir brauchen engagierte Fachkräfte, um die Qualität im ÖPNV zu sichern. Für den Ausbau des ÖPNV benötigen wir sogar zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf Initiative des Landes hat sich deshalb ein breites gesellschaftliches Bündnis zur Gewinnung von Fachkräften gebildet. 16 Institutionen arbeiten nun Hand in Hand, um die Rahmenbedingungen für Fachkräfte zu verbessern und die Berufsbilder bekannter zu machen. Ich freue mich sehr, dass sich so viele Partner zusammengeschlossen haben. Denn die Mitarbeitenden im öffentlichen Verkehr sind systemrelevant. Für die Mobilitätswende benötigen wir sie dringend“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in der letzten Woche.
Das Bündnis besteht derzeit aus 16 Institutionen, von denen das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (VM), der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Baden-Württemberg (VDV) und der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO) den Trägerkreis bilden. Zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Baden-Württemberg, bilden diese fünf Organisationen den Steuerkreis. Alle Organisationen bringen sich mit ihrer Expertise in das Bündnis ein.
Die beteiligten Trägerorganisationen VM, VDV und WBO finanzieren mit eigenen Mitteln die Geschäftsstelle. Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, hat das Bündnis drei Hauptaufgaben identifiziert: die Sichtbarkeit der Berufe erhöhen, Mehrwerte für die Beschäftigten schaffen und die Rahmenbedingungen verbessern. Die beteiligten Organisationen bündeln ihre Kommunikationsmaßnahmen und verschaffen mit einer gemeinsamen Kampagne zur Gewinnung von Fachkräften mehr Sichtbarkeit und Reichweite.
Das Land beispielsweise hat mit seiner Mobilitätsmarke bwegt verschiedene Kommunikationskampagnen zur Gewinnung von Fachkräften gestartet Zielgruppenorientiert spricht bwegt Berufsein- und Umsteiger an. Grundvoraussetzung für die langfristige Bindung von Beschäftigten sind gute Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne und Gehälter. Das Bündnis prüft außerdem in dieser Arbeitsgruppe, ob durch günstigen Wohnraum oder durch Unterstützung bei der Kinderbetreuung die Attraktivität der Berufe gesteigert werden kann.
Alexander Pischon, Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Baden-Württemberg sagte: „Die ÖPNV-Branche benötigt in den kommenden Jahren viele motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte, die in unseren Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünden einen guten ÖPNV für die Kundinnen und Kunden sicherstellen und weiterentwickeln. Damit wird neben dem finanziellen Rahmen, den Bund und Länder setzen, das Top-Thema Personal darüber entscheiden, ob die Klimaziele im Verkehrsbereich bis 2030 erreicht werden. Der VDV beteiligt sich deshalb sehr gerne am ÖPNV-Fachkräftebündnis. Wir versprechen uns von dieser Initiative, dass gemeinsam mit den anderen beteiligten Organisationen gute Ideen zur Personalgewinnung und -bindung entwickelt und die attraktiven Berufsbilder in unserer Branche besser bekannt werden.“
Das Bündnis möchte sich außerdem dafür einsetzen, die Hürden für den Zugang zu den entsprechenden Berufen zu senken. Dabei wird es sich beispielsweise für eine zielgerichtete Verbesserungen des Fahrerlaubnisrechts einsetzen Das Bündnis will zudem ein Konzept zur Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland erarbeiten und mittels Sprachkursen und Integrationsangeboten weitere Hürden abbauen.
Parallel dazu hat sich auch die Allianz pro Schiene zu Wort gemeldet und fordert eine gezielte Förderung der Quereinsteiger-Ausbildung durch Bildungsgutscheine bei Arbeitslosen, aber auch darüber hinaus müsste dies ermöglicht werden, also auch für Leute, die berufstätig und nicht arbeitslos sind. Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege: „Wir brauchen hier eine großzügigere Vergabe-Praxis, die dem großen Bedarf an Lokführerinnen und Lokführern Rechnung trägt. Außerdem benötigen wir weitere Förderinstrumente, die auch solchen Interessierten offenstehen, die sich aus ihrem aktuellen Job heraus umorientieren wollen. Denn auch ihnen stellt sich natürlich häufig die Frage, wie sie die Weiterbildung finanzieren sollen.“
Siehe auch: Mehrgleisig fahren ist das Gebot der Stunde