GDL ruft zu neuerlichem Streik auf
07.03.24 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Das Mediationsverfahren zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn AG unter der Leitung von Daniel Günther und Thomas de Maizière ist gescheitert. Für den heutigen Donnerstag gibt es einen erneuten Streikaufruf bis morgen 13 Uhr, weitere Ausstände können jetzt auch kurzfristig erfolgen Ein Schlichtungsverfahren unter der Leitung des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther und des früheren Bundesinnen- und -verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU) ist gescheitert.
Zukünftige Streikaufrufe können auch kurzfristig erfolgen. „Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen. In den letzten vier Wochen hat sich die Lokführergewerkschaft keinen einzigen Millimeter bewegt. Ohne Kompromisse kann es in einem Konflikt aber keine Lösung geben. Wir sind an die absolute Grenze dessen gegangen, was finanziell und personell möglich ist. Mehr lassen Demografie und Fachkräftemangel nicht zu, sonst bleiben Züge stehen.“
Das sieht man bei der GDL anders. „Diese neue Eskalationsstufe hat der Bahnvorstand zu verantworten und nicht die GDL oder ihre Mitglieder,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Der Bahnvorstand schert sich nicht um die berechtigten Interessen der Eisenbahner und hat damit selbst die Verhandlungen bestreikt, sodass auch keine Lösung zustande kommen konnte.“
Bereits Ende Januar sei die GDL mit den an die Deutsche Bahn übersendeten Einigungsvorschlägen weit von ihren Forderungen abgerückt. „Es ist die GDL, die in dieser Tarifrunde bereits umfangreiche Zugeständnisse gemacht hat und es ist der Bahnvorstand, der sich keinen Millimeter bewegt und die GDL-Mitglieder in weitere Streiks treibt,“ so Weselsky, „Inzwischen haben wir mit 28 Eisenbahnunternehmen die Inhalte unserer Einigungsvorschläge abgeschlossen. Unsere Mitglieder bei der Deutschen Bahn fragen sich zu Recht: Warum geht es hier nicht, wenn es überall geht?.“
Die GDL hat mit 28 Eisenbahnunternehmen gute Kompromisse erzielen können – fast überall ohne Streiks. Die DB hingegen seo „klar erkennbar auch weiterhin nicht daran interessiert, den Konflikt zu befrieden und im Sinne der GDL-Mitglieder und ihrer eigenen Beschäftigten einen Tarifvertrag abzuschließen.“ Für Weselsky steht fest: „Das Management der DB macht die Eisenbahnberufe mit ihrem Verhalten und ihren Angeboten nicht nur unattraktiver, sondern verwehrt den Eisenbahnern echte Belastungssenkung und einen nachhaltigen Inflationsausgleich.“
Die DB AG indes verweist auf die demographische Lage und die Altersstruktur ihrer Belegschaft: Allein in den kommenden zehn Jahren werden über sechzig Prozent der Belegschaft die DB alters- und fluktuationsbedingt verlassen. Über ein Drittel des Zugpersonals in GDL-Betrieben ist 55 Jahre und älter. Obwohl sich die Neueinstellungen der DB AG auf Rekordniveau befinden, bleibt die Lage angespannt.
Allerdings: Neben den Neueinstellungen braucht es auch ein funktionierendes Konzept, das Personal im Unternehmen zu halten. Zu den Kündigerquoten hat man sich jedoch nicht geäußert. In Österreich beträgt die sogenannte Schnellfluktuation etwa zwanzig Prozent: Jeder fünfte neu ausgebildete Lokomotivführer verlässt die Eisenbahnbranche in den ersten zwei Jahren wieder. In jedem Fall kritisiert die DB AG die GDL scharf.
Personalvorstand Martin Seiler: „Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekommt, streikt sie wieder. Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen. Viele Millionen Euro werden vernichtet, weil einige Wenige für ihre Partikularinteressen streiten. Wir sind weiterhin bereit, konstruktive, aber realistische Lösungen zu finden. Die Maximalforderungen der GDL sind jedoch unerfüllbar und gefährden massiv das Eisenbahnsystem.“ Die DB AG nennt die Forderung der GDL nach einer 35-Stunden-Woche eine „Maximalforderung“.
Ein weiteres Problem: Offensichtlich gab es Kompromissangebote, bei denen sich eine Absenkung der Regelarbeitszeit nach dem jeweiligen Personalbestand hätte richten sollen. Je weniger Leute eingestellt werden oder den Konzern verlassen, desto weiter entfernt wären dann die Verkürzungen der Arbeitszeit.
Siehe auch: Das wäre alles vermeidbar