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Aus der verfahrenen Situation rauskommen

18.03.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In einer verfahrenen Tarifsituation ist es sicherlich der richtige Ansatz, ein Schlichtungsverfahren zu fordern. Allerdings stellt sich die Frage, ob das erfolgreich sein kann, wenn die DB AG sich dauerhaft weigert, den Branchenstandard von 35 Stunden in der Woche einzuführen. Zumal es ja durchaus im Rahmen des Optionen gibt, in eine gut bezahlte Mehrarbeit zu gehen. Wer also jung und gesund ist, hat die Möglichkeit, deutlich mehr als 35 Stunden zu arbeiten, auch wenn der Arbeitgeber dafür dann tief in die Tasche greifen muss.

Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Tätigkeiten gerade durch die massive Intensivierung der Bautätigkeiten deutlich belastender ist als noch vor ein paar Jahren. Können Sie sich vorstellen, dass eine Kassiererin im Rewe oder Edeka die Pause in der Kasse machen muss, weil kein Pausenraum zur Verfügung steht? Die Pause auf dem Führerstand ist für Triebfahrzeugführer aber leider oft zur Regel geworden.

Dabei gibt es neben der Personalakquise noch einen weiteren Punkt, den man bei Mofair etwas aus den Augen verloren hat: Man muss Personal nämlich auch halten. Es ist ja nicht nur die teure Ausbildung von Quereinsteigern, es geht ja auch um die Frage, wie man dafür sorgt, dass die Leute auch ein oder zwei Jahre später noch dabei sind, ja dass sie sogar in fünf, zehn oder idealerweise auch in zwanzig Jahren noch Eisenbahner aus Leidenschaft sind.

In Deutschland hat ja angeblich niemand genaue Zahlen wie hoch die Kündigerquote ist. Die Österreicher erfassen diese relativ genau: Dort gibt es für Schnellfluktuation eine klare Definition. Wer in den ersten zwei Jahren geht, fällt in diesen Bereich und es sind knapp zwanzig Prozent. Wenn also fünf neue Lokführer aus der Umschulung kommen, dann kann man statistisch gesehen sicher sein, dass mindestens einer innerhalb von 24 Monaten geht. Der geht dann nicht von der Eurobahn zur Westfalenbahn oder von DB Regio zu DB Cargo, sondern der verlässt die Eisenbahnbranche dauerhaft und macht beruflich etwas anderes. Diese Quote zu senken ist genauso wichtig wie die Personalakquise.

Dann gibt es Gerüchte, was dadrin ist, sei dahingestellt, dass die DB AG der GDL dahingehend entgegengekommen sei, dass sie eine Senkung der Arbeitszeit vom Personalbestand abhängig machen wolle. Aber auch dem kann keine Gewerkschaft zustimmen. Zum einen hätte der Arbeitgeber dann keinerlei Anreiz, den Personalbestand zu erhöhen, weil sich die Arbeitszeit dann automatisch absenken würde, zum anderen hat die Gewerkschaft keinerlei Einfluss auf die Effizienz oder Ineffizienz der Personalabteilung.

Eines ist jedoch richtig und muss gesagt werden. So ein Eisenbahnverkehrsunternehmen hat nichts damit zu tun, wenn der Zug ausfällt, weil das Stellwerk unbesetzt ist oder bestreikt wird. Es hat auch nichts damit zu tun, wenn die Fahrt wegen durch bestreikte Züge blockierte Gleise nicht weitergehen kann. Das ist zwar keine Frage des Streiksrechts, sondern der Verkehrsverträge, aber hier muss man definitiv ran; denn nicht umsonst gilt ein Streik rechtlich als höhere Gewalt.

Siehe auch: Mofair fordert Verhandlungen auf Augenhöhe
Foto: wal_172619

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