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GDL: Tarifabschluss mit Netinera

18.12.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat mit dem Netinera-Konzern einen Tarifabschluss ganz ohne Streiks erreicht. Die wesentlichen Ergebnisse sind die Absenkung der Arbeitszeit auf eine 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter, die Einführung einer grundsätzlichen Fünf-Schichten-Woche und eine Entgelterhöhung, die nicht nur die Inflation ausgleicht, sondern auch die Attraktivität der Eisenbahnerberufe aufwertet.

Zusätzlich wurden unter anderem Verbesserungen bei der betrieblichen Altersvorsorge, den Zulagen und den Vergütungen für Auszubildende vereinbart. Die Referenzarbeitszeit wird für Schichtarbeiter ab 1. Januar 2025 schrittweise von 38 auf durchschnittlich 35 Stunden pro Woche abgesenkt. Die 35-Stunden-Woche wird am 1. Januar 2028 erreicht sein.

Wir haben die Eisenbahnerberufe mit diesem Abschluss endlich attraktiver gemacht. Unsere Mitglieder haben die Perspektive, in wenigen Jahren in der 35-Stunden-Woche zu arbeiten,“ erklärt GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass ab 1. Januar 2025 nicht mehr als fünf Schichten verplant werden dürfen und dann eine Ruhe von mindestens 48 Stunden zu erfolgen hat.

„Die Tarifverhandlungen mit der Netinera-Gruppe haben klar gezeigt, dass man als Tarif- und Sozialpartner nicht immer laute Töne anstimmen muss, um hervorragende Ergebnisse zu erzielen,“ führte Weselsky weiter aus. „Die GDL kann auch leise, es hängt eben davon ab, wie sich die jeweilige Arbeitgeberseite uns gegenüber verhält.“

Im Februar 2024 wird neben den bereits gezahlten 1.100 Euro eine weitere Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.900 Euro gezahlt. Somit ist die Forderung der GDL nach 3.000 Euro erfüllt. Das Entgelt wird um in Summe 420 Euro, jeweils 210 Euro ab 1. März 2024 und 1. Dezember 2024 erhöht. Zu den gleichen Zeitpunkten werden die Zulagen für Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit um je fünf Prozent erhöht. Die Vergütungen für die Auszubildenden wurden ebenfalls deutlich erhöht.

Je nach Unternehmen bekommt der Eisenbahner-Nachwuchs zwischen zwanzig und 38 Prozent mehr. Die Entgelterhöhungen wurden bei einer Laufzeit von 24 Monaten vereinbart. Die neu vereinbarten Arbeitszeitregelungen haben eine Laufzeit bis Ende 2027. Auch die völlig streikfreien Verhandlungen stellt Claus Weselsky heraus: „Dieser Arbeitgeber hat uns bewiesen, dass auch am Verhandlungstisch ein Ergebnis erzielt werden kann. Die Verhandlungen waren stets von fairem Umgang geprägt und wurden von beiden Seiten durchweg lösungsorientiert geführt.“

Der Abschluss bei Netinera wird nun die Grundlage für alle anderen Tarifverhandlungen mit den 65 weiteren Tarifpartnern der GDL in der Tarifrunde 2023. Die GDL strebt an, diesen Abschluss auf andere Unternehmen zu übertragen – das gilt auch für den noch offenen Tarifabschluss mit der Deutsche Bahn AG. Hier drohen nach den Weihnachts- und Silvesterfeiertagen im neuen Jahr längere Streikaufrufe.

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