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BSN zum Personalmangel

05.12.23 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Rund 35.000 Triebfahrzeugführer gibt es in Deutschland, davon sind etwa 20.000 im SPNV tätig, also etwas mehr als die Hälfte. Vierzig Prozent dieser rund 20.000 Lokomotivführer sind mindestens fünfzig Jahre alt, also rund 8.000. Rund 1.100 Triebfahrzeugführer gehen bundesweit im Jahr in den Ruhestand, darüber hinaus verliert die Branche weitere 700 Personen im Jahr, weil die Leute sich entweder beruflich umorientieren oder aber ihre Fahrtauglichkeit verlieren.

In Summe müssen daher jedes Jahr fast 2.000 neue Triebfahrzeugführer neu ausgebildet werden, um überhaupt den derzeitigen Personalstand aufrecht zu erhalten – von Leistungsausweitungen ist dabei noch keine Rede. Erschwerend kommt hinzu: bundesweit fehlen bereits rund 1.700 Fachkräfte im Fahrdienst des SPNV, um die vertraglich vereinbarten Leistungen erbringen zu können. Wenn es nicht schnellstmöglich gelingt, ausreichend Personal für den Beruf des Triebfahrzeugführers zu gewinnen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass anstelle der heutigen einzelnen personalbedingten Ausfälle das Angebot „planmäßig“ um mehr als fünf Prozent reduziert werden muss.

Um sich dem verkehrspolitischen Ziel der Bundesregierung, die Verkehrsleistung auf der Schiene bis 2030 zu verdoppeln, überhaupt annähern zu können, benötigt die Branche jedoch einen deutlichen Angebotsausbau. Dafür sind viele weitere zusätzliche Fachkräfte im Führerstand notwendig – die jetzige Belegschaft kann keine höheren Fahrleistungen erbringen.

Parallel dazu fordert die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in ihrer aktuellen Tarifrunde die Absenkung der Wochenarbeitszeit. Kurzfristig könnte das dafür sorgen, dass mehr Züge wegen Personalmangel ausfallen, auf der anderen Seite würden womöglich weniger Mitarbeiter vorzeitig ihre Fahrtauglichkeit verlieren oder den Branche aus anderen Gründen verlassen.

Thomas Prechtl, Geschäftsführer der Bayrischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und Präsident des Bundesverbandes Schienennahverkehr (BSN): „Unstrittig ist, dass wir attraktive Arbeitsbedingungen benötigen, um Menschen für den Beruf des Tf zu gewinnen. Wir appellieren jedoch an die Tarifparteien, auch den vorhandenen Fachkräftemangel bei ihren Verhandlungen im Blick zu behalten und die bereits prekäre Personalsituation nicht noch durch Arbeitszeitverkürzungen weiter zu verschärfen. Am Ende sind die Fahrgäste die Leidtragenden, wenn Züge wegen Personalmangel ausfallen müssen.“

Die Aufgabenträger im SPNV und die Eisenbahnverkehrsunternehmen engagieren sich bereits seit Jahren intensiv, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Nur vereint kann es gelingen, das Verkehrsangebot stabil zu halten und die Anforderungen an die Belegschaft nicht weiter zu erhöhen. Gleichwohl ist es angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels schwierig, neues Personal zu gewinnen. Die gesamte Branche ist gefordert: Die Unternehmen müssen ausbilden und die Aufgabenträger müssen dies in den Verkehrsverträgen vorgeben.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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