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GDL hat Warnstreik beendet

20.11.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Ein zwanzigstündiger Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist am vergangenen Donnerstag zu Ende gegangen. Die GDL fordert 555 Euro mehr Lohn, eine Inflationsausgleichsprämie sowie eine Absenkung der Wochenarbeitszeit. Die DB AG hat zwar elf Prozent geboten, allerdings für eine Laufzeit von 32 Monaten, was 4,125 Prozent im Jahr ausmacht. Aktuell finden keine Tarifverhandlungen statt, die DB AG hat aufgrund des Streiks einen aktuellen Verhandlungstermin abgesagt.

Dabei ist der Konzern bundesweit in einen Notfahrplan eingestiegen, der dafür gesorgt hat, dass im Fern- und Regionalverkehr zumindest ein Grundangebot aufrecht erhalten werden konnte. Andere Eisenbahnverkehrsunternehmen, z.B. die Westfalenbahn, National Express oder die ODEG, waren nicht betroffen.

Im Laufe des freitags ist überall der Normalfahrplan wieder aufgenommen worden – zumindest im Rahmen dessen, was aktuell fährt, denn ausgedünnte Sonderfahrpläne gibt es aufgrund von Personalmangel bundesweit. Da die GDL inzwischen auch für ortsfeste Eisenbahner geöffnet ist, waren auch Fahrdienstleiter in den Stellwerken zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, allerdings sind unbesetzte Stellwerke mittlerweile auch außerhalb von Streiks ein bundesweites Phänomen.

„Ganz eindeutig ist es der Bahnvorstand, welcher kein Interesse an einer Lösung am Verhandlungstisch hat,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. Die GDL war trotz der Absage der DB AG wie vereinbart am Donnerstag ab 11 Uhr am Verhandlungsort erschienen. Ob wirklich kein Arbeitgebervertreter vor Ort war oder ob es informelle Gespräche gegeben hat, ist von außen nicht nachvollziehbar.

Die Kritik des Gewerkschaftsvorsitzenden an der DB AG war jedenfalls vorhanden: „Anstatt die GDL öffentlich zu diffamieren, sollten Herr Seiler und seine Getreuen keine weitere Arbeitsverweigerung begehen, denn anders als Arbeitnehmer, die ein grundgesetzliches Streikrecht innehaben, besteht dieses bei Vorständen ausdrücklich nicht.“

DB-Personalvorstand Martin Seiler hatte im Vorfeld angekündigt: „Wir werden in dieser Woche nicht mit der Lokführergewerkschaft verhandeln. Entweder man streikt oder man verhandelt, beides gleichzeitig geht nicht. DB und Lokführergewerkschaft hatten eigentlich einen klaren Fahrplan vereinbart, dass es auf der Grundlage des Elf-Prozent-Angebots weitergeht. Wer Verabredungen bricht und Millionen Reisende mit einem kurzfristigen Streik in Haftung nimmt, kann nicht erwarten, dass wir einfach weiter am Verhandlungstisch sitzen. Das bewusste Legen eines Streiks auf einen vereinbarten Verhandlungstermin ist eine einmalige Eskalation in unserer Sozialpartnerschaft, die wir nicht akzeptieren.“

Die GDL derweil wirft den DB-Verantwortlichen vor, man wolle die Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder sogar verschlechtern. Eine optionale Reduktion der Arbeitszeit wurde bereits in der Vergangenheit eingeführt. So haben Eisenbahner ein Wahlmodell von bis zu 42 Urlaubstagen im Jahr. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, sondern die Mitarbeiter finanzieren ihre zusätzliche Freizeit selbst.

Für die von Personalknappheit gebeutelten Unternehmen ist das dennoch ein großes Problem: Wo man früher Überstunden aufgeschrieben oder auch kurzfristig ausgezahlt hat, ist das jetzt nicht mehr möglich. Auch wenn die optionalen zwölf zusätzlichen Urlaubstage selbst finanziert werden, so fehlen die Leute dennoch im betrieblichen Alltag.

Allerdings will die GDL genau diese Situation mit den Arbeitgebern zusammen gestalten und tut dies auch bei einigen Eisenbahnverkehrsunternehmen außerhalb des DB-Konzerns bereits. Der Personalmangel ist überall ein Thema, nicht nur im DB-Konzern. „Das ist eine ganz andere, absolute positive Qualität, um den Anteil der Tarif- und Sozialpartner an der Verkehrswende zu leisten,“ so Claus Weselsky.

Nicht nur andere Gewerkschaften wie ver.di und die IG Metall denken laut über die Einführung einer 32-Stunden-Woche nach, sondern auch die Berliner Verkehrsbetriebe – einer der größten Arbeitgeber in der Verkehrsbranche – bringen eine Vier-Tage-Woche ins Spiel. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die gestiegene Lebensarbeitszeit. Wer erst mit 67 Jahren (oder vielleicht noch später) in den Ruhestand eintreten darf, der hat eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, vorher die Fahrfähigkeit zu verlieren – bliebe aber im Unternehmen beschäftigt. Auch dem würde mit solchen Maßnahmen vorgebeugt.

Siehe auch: Personal gut behandeln

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