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VRR stellt Qualitätsbericht für 2022 vor

05.10.23 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat seinen aktuellen Qualitätsbericht für das Jahr 2022 vorgelegt. Dieser ist von massiven Einschränkungen, Buastellen im Eisenbahnnetz und personalbedingten Zugausfällen geprägt: Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal und ein hoher Krankenstand bei Triebfahrzeugführern wirken sich negativ auf die Betriebsqualität im Regionalverkehr aus.

Hinzu kommen der schlechte Zustand der Infrastruktur sowie die zahlreichen, teils über mehrere Wochen dauernden Baustellen im Eisenbahnnetz. Zahlreiche Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Fahrten sind entweder verspätet oder fallen komplett aus.

Gabriele Matz, Vorstandssprecherin des VRR, ist besorgt über die Entwicklung: „Wir haben es aktuell mit einer außerordentlich angespannten Betriebslage im Regionalverkehr zu tun. Die Qualität der Leistungen hat sich deutlich verschlechtert. Deshalb suchen wir den konstruktiven Dialog mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und drängen darauf, die Situation im Interesse unserer Fahrgäste zu verbessern. Gleichzeitig wird bei der Nichteinhaltung der gesteckten Ziele automatisch Pönale fällig. Sofern Züge langfristig ausfallen, sind ein verlässliches Grundangebot und verständliche und nicht von Tag zu Tag wechselnde Ersatzfahrpläne von entscheidender Bedeutung.“

Handlungsbedarf gibt es auch bei der Fahrgastinformation, die oftmals zu spät oder nur sehr kurzfristig erfolgt. Sollte sich die Qualität der Leistungen nicht wesentlich verbessern, behält sich der VRR als Aufgabenträger für den SPNV vor, Abschlagszahlungen an Eisenbahnverkehrsunternehmen zu kürzen.

Vorstandssprecherin Gabriele Matz betont: „Es ist für uns nicht akzeptabel, wenn über Wochen und Monate der Verkehr auf ganzen Linien oder Streckenabschnitt so massiv eingeschränkt ist. Alle Akteure müssen ihren Teil dazu beitragen, für die Menschen in der Region einen verlässlichen Regionalverkehr zu sichern.“

Im Jahr 2022 waren die Regionalverkehrszüge im VRR mit einer durchschnittlichen Verspätung von zwei Minuten und 36 Sekunden unterwegs. Dies ist eine Verschlechterung um 43 Sekunden im Vergleich zum Vorjahr. Besonders angespannt war die Lage im Juni und August sowie im Herbst: Infrastrukturstörungen und die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets führten dazu, dass RE-, RB- und S-Bahn-Linien besonders unpünktlich unterwegs waren. S-Bahnen waren wie bereits in den Vorjahren die pünktlichsten Regionalverkehrslinien.

87 Prozent aller Fahrten waren entweder pünktlich oder nur leicht verspätet. Bei den Regionalbahnen war dies nur bei 81,5 Prozent der Fahrten der Fall. Mit einer Quote von 72,8 Prozent schnitten die Regionalexpress-Linien erneut am schlechtesten ab. Baustellen im Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn und der Marktaustritt der Abellio Rail NRW GmbH durch das Schutzschirmverfahren führten 2022 zu einem teilweise ausgedünnten Fahrplan. Baubedingt fiel jede 15. Zugfahrt aus. Im Zuge der Notmaßnahmen nach der Abellio-Insolvenz mussten binnen kürzester Zeit die ehemaligen Abellio-Mitarbeiter bei den neuen Betreibern eingearbeitet, die Fahrzeuge übergeben, geprüft und systemisch auf die neuen EVU umgestellt werden.

Durch den ausgedünnten Fahrplan mussten zwar die Reisenden mit Komforteinschränkungen zurechtkommen, allerdings waren diese geordnet und damit vorhersehbar sowie von kurzer Dauer. Gleichzeitig haben die Eisenbahnverkehrsunternehmen Centralbahn, Wedler Franz Logistik und Train Rental Leistungen übernommen und so die Einschränkungen für die Fahrgäste geringgehalten.

„In einem gemeinsamen Kraftakt aller Mitarbeitenden von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträgern konnte ein ungeordneter Betriebsübergang und damit Chaos für unsere Reisenden vermieden werden“, erklärt VRR-Chefin Gabriele Matz. Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal wirkte sich negativ auf den Betrieb aus, weil immer wieder Fahrten wegen fehlender Triebfahrzeugführer oder nicht besetzter Stellwerke ausfallen mussten.

Nicht zuletzt beeinträchtige auch immer noch die Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres 2022 den Regionalverkehr: Bedingt durch die Erkrankung und damit einhergehenden Quarantänen von Lokomotivführern und Werkstattmitarbeitern kam es zu Personalengpässen und Zugausfällen. Auch Streckensperrungen führten zu vermehrten Zugausfällen – beispielsweise durch Störungen der Eisenbahninfrastruktur, Bombenentschärfungen oder Personen im Gleis.

Siehe auch: Was zu erwarten war

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