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NRW evaluiert ÖPNV-Angebote

16.10.23 (go.Rheinland, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Bei guten Angeboten wechseln auch Autofahrer im ländlichen Raum auf öffentliche Verkehrsmittel: Das zeigen die aktuellen Zwischenergebnisse einer Evaluierung von 15 Modellprojekten in Nordrhein-Westfalen. Die Projekte testen unterschiedliche innovative Angebote für den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum mit dem Ziel, den Umstieg von privaten Fahrzeugen auf nachhaltige und umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu erleichtern.

Neben Rufbetriebsangeboten werden auch Kurzzeitmieten und innovative Linienangebote erprobt. Die Modellvorhaben sind Bestandteil des Landeswettbewerbs „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Damit die Projekte kein Selbstzweck bleiben, werden sie im Hinblick auf Übertragbarkeit evaluiert. Diese Aufgabe übernimmt die Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW mit Sitz beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut und der Planersocietät.

Die Untersuchung umfasst die Angebotsqualität, die Nachfrage, die verkehrliche Wirkung, die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen auf den Klimaschutz. Außerdem wird die Kommunikation der Modellvorhaben evaluiert. Auch die Kundenzufriedenheit wird einbezogen, Fahrgäste können über Fragebögen und QR-Codes in den Fahrzeugen teilnehmen. Nun liegen Nutzerbefragungen von 13 der 15 Modellvorhaben aus dem Betriebsjahr 2022 vor, aus denen folgende Schlüsse gezogen werden können: Selbst, wenn sie über ein eigenes Auto verfügten, haben viele Menschen das neue Angebot genutzt.

Je nach Modellvorhaben reichte die Verfügbarkeit von privaten Autos von fünfzig Prozent bis zu 93 Prozent. Bis zu fünfzig Prozent der B haben den ÖPNV zuvor nicht genutzt. Das zeigt, dass die neuen Angebote neue Zielgruppen erschließen können. Als Hauptgrund für den Umstieg wurden schnelle Verbindungen genannt, was die Bedeutung von schnellem und direktem ÖPNV unterstreicht. Die neuen Mobilitätsangebote wurden für verschiedene Zwecke genutzt, darunter Freizeit, Arbeitswege und Versorgungsfahrten. Die Nutzung hing stark vom lokalen Kontext ab, es wurden aber vor allem innerstädtische Wege zurückgelegt.

Etwa die Hälfte der Befragten gab an, das Auto zu nutzen, wenn es das neue Mobilitätsangebot nicht gäbe. Zudem nutzten 43 Prozent der Befragten ihr Auto weniger. Die Mobilitätsangebote sind eine Alternative zum Auto und erleichtern den Umstieg. Die Evaluation zeigte, dass die Bekanntheit der Modellvorhaben im ersten Betriebsjahr erheblich stieg. Die durchschnittlichen Buchungen pro Tag erhöhten sich in einigen Fällen um mehr als das Doppelte.

Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne): „Unsere Ziele zum Klimaschutz sind klar definiert und eine der größten Stellschrauben, um diese Ziele zu erreichen, ist der Verkehrssektor. Die Modellvorhaben zeigen, dass nachhaltige Mobilität von den Menschen angenommen wird. Dazu gehört auch, dass wir das Angebot nicht nur in den Städten, sondern auch in den ländlichen Regionen ausbauen müssen. Die Landesregierung setzt hier an.“

Theo Jansen, Leiter der Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW beim VRS, ergänzt: „Unsere Evaluation gibt Kommunen in ländlichen Räumen wichtige Hinweise für die attraktive Gestaltung des ÖPNV, den die Menschen gern und häufiger nutzen.“

Im Go-Rheinland-Raum werden bis 2025 folgende Modellvorhaben getestet: Im Kreis Euskirchen wird ein E-Bike-Verleihsystem imt 110 E-Bikes an zehn Stationen ausgetestet. Im Rhein-Sieg-Kreis wird eine neue Ortsbuslinie als umsteigefreie Querverbindung innerhalb von Neunkirchen-Seelscheid ausprobiert. Zeitgleich gibt es ein Rufbetriebsangebot jenseits der konventionellen ÖPNV-Busse. In der Stadt Aachen gibt es ein Ridepooling-Angebot im Norden der Stadt.

In der Stadt Hürth gibt es als Ersatz des bestehenden Anruf-Sammeltaxi-Systems einen neu eingeführten On-Demand-Ridepooling-Service. Das Angebot soll 24 Stunden an sieben Tagen der Woche zur Verfügung stehen und zunächst eine maximale Wartezeit von einer halben Stunde garantieren. Außerhalb des Verbundraums sind folgende Städte, Kreise und Gemeinden beteiligt: Stadt Borgholzhausen, Stadt Gronau, Stadt Gütersloh, Stadt Höxter, Stadt Kleve, Stadt Lennestadt, Stadt Münster, Stadt Neukirchen-Vluyn, Gemeinde Roetgen, Kreis Coesfeld und der Märkische Kreis.

Siehe auch: Der Umsteigewille ist da

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