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Studie zur Rheintalbahn veröffentlicht

28.09.23 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Ausbau der Rheintalbahn ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Deutschen Bahn. Der Aus- und Neubau zwischen Karlsruhe und Basel hat eine große überregionale Bedeutung: Zwei zusätzliche Gleise bringen kürzere Fahrzeiten im Fernverkehr und mehr Kapazität für den Güterverkehr. Eine wissenschaftliche Studie zeigt nun erstmals, wie der Ausbau bereits während der Bauzeit die regionale Wirtschaft stärkt und Umwelt und Menschen vor Ort kurz- und langfristig profitieren werden.

Philipp Langefeld, Leiter Großprojekt Karlsruhe–Basel: „Wir wollten wissen, welche sichtbaren und spürbaren Vorteile durch unser Projekt für die Region entstehen. Die Studie zeigt: Von den Milliarden, die wir in die Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe–Basel investieren, verbleibt eine gewaltige Summe in der Region. Die Investitionen in den Ausbau der Rheintalbahn kommen der Wirtschaft, der Umwelt und damit den Menschen vor Ort auf vielfältige Weise zugute: Wir schaffen beziehungsweise sichern rund 3.000 Arbeitsplätze, generieren jährlich circa 300 Millionen Euro Wertschöpfung und sparen etwa 190.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Alle Reisenden sparen Zeit und rund 200.000 Anwohner werden vom Schienenlärm entlastet.“

Der Bund und die DB investieren rund 14,2 Milliarden Euro in den Aus- und Neubau der Strecke. Die Nachfrage von Bau- und Planungsleistungen stützt insbesondere das Baugewerbe in der Region, aber auch Unternehmensdienstleistungen und Industrie profitieren. Ein Großteil der Investitionen verbleibt als Wertschöpfung in der Region, zum Beispiel in Form von Gewinnen bei den beteiligten Unternehmen, Löhnen für die beteiligten Arbeitnehmer sowie Steuereinnahmen.

Mit den seit 1996 getätigten Investitionen haben die regionalen Unternehmen bereits etwa 1,7 Milliarden Euro Wertschöpfung generiert. Bundesweit können bis Mitte der 2040er Jahre bis zu 8,3 Milliarden Euro Wertschöpfung entstehen, etwa siebzig Prozent (5,9 Milliarden) davon in der Region. Rund 300 Millionen Euro Wertschöpfung jährlich werden bereits in den nächsten 15 Jahren in der Region geschaffen. Kommunen vor Ort profitieren durch höhere Gewerbesteuereinnahmen, hier besteht ein zusätzliches Potenzial von drei bis sechs Millionen Euro im Jahr.

Gleichzeitig schafft der Ausbau neue Arbeitsplätze auf dem lokalen Arbeitsmarkt in den Bereichen Instandhaltung und Logistik. In den kommenden 15 Jahren können so bis zu 3.000 sichere Arbeitsplätze entstehen. Mit Fertigstellung des Projekts profitieren Reisende von Zeitersparnissen, besserer Pünktlichkeit und einer Erhöhung des verkehrlichen Angebots. Pendler im Regionalverkehr sparen durchschnittlich fünf Minuten pro Weg, Reisende im Fernverkehr bis zu 25 Minuten. Rund 200.000 Anwohner entlang der Strecke werden vom Lärm entlastet, indem die DB den Güterverkehr auf die neue Strecke verlagert.

Der Ausbau schafft die Voraussetzung, um jährlich rund 1,1 Millionen Menschen zusätzlich auf der Schiene zu befördern. Dadurch werden pro Werktag rund 3.700 Pkw-Fahrten vermieden. Auch die Nachfrage im Inlandsflugverkehr sinkt voraussichtlich. So können jährlich insgesamt rund 190.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Auf diesem Weg leistet das Projekt einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verkehrswende. Anhand von drei konkreten Beispielkommunen untersuchten die Experten, wie Städte und Gemeinden unterschiedlicher Größe vom Ausbau profitieren können.

Eine Kommune ist Freiburg im Breisgau, Großstadt und Metropolregion, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt im Bereich Dienstleistung und Tourismus liegt. Als Beispiel für eine mittelgroße Stadt mit einem starken Fokus auf Logistik und verarbeitendem Gewerbe dient Lahr. Mit der Gemeinde Eschbach wurden Effekte für kleinere Gemeinden ohne direkte Anbindung an das Schienennetz untersucht.

Alle drei Beispielkommunen profitieren. Zum einen wird es leiser: In allen Kommunen verläuft die Rheintalbahn heute durch Wohngebiete. Die Wohnlagen an der Strecke werden durch die Verlagerung der Güterzüge auf die zwei neuen Gleise an der Autobahn deutlich entlastet. Zum anderen werden zentrale Zielorte schneller mit der Bahn erreicht: Für Einwohner von Lahr verkürzt sich die Fahrzeit nach Kehl beispielsweise um etwa zehn Minuten, Eschbacher können mit einem angepassten Bustakt künftig zehn Minuten bei der Fahrt nach Freiburg einsparen. Freiburg profitiert von den Verbesserungen im Fernverkehr und einer Angebotsverdichtung im Nahverkehr.

Siehe auch: Die Schiene ist mehr als nur ein Kostenfaktor

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