Ruhrtalbahn kann reaktiviert werden
29.09.23 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ließ in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) prüfen, inwieweit eine Streckenreaktivierung der mittleren Ruhrtalbahn auf der bestehenden Gleistrasse zwischen Hattingen und Witten-Bommern möglich ist. Auch Personenverkehr zwischen Witten und Wetter an der Ruhr auf der heutigen Güterzugstrecke wurde dabei umfassend geprüft.
Um die verkehrlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Grundlagen für eine mögliche Reaktivierung zu ermitteln, beauftragten der VRR und der EN-Kreis eine Machbarkeitsstudie. Eigentümer der Strecke „mittlere Ruhrtalbahn“ zwischen Hattingen und Wengern-Ost ist die Touristik Eisenbahn Ruhrgebiet (TER). Aktuell fährt dort an mehreren Sonntagen im Jahr ein Museumszug. Insgesamt ergab die vereinfachte Nutzen-Kosten-Untersuchung ein positives Ergebnis.
Um das Betriebskonzept entlang der Ruhrtalbahn realisieren zu können, ist laut Machbarkeitsstudie ein umfassender Aus- und Umbau der Eisenbahninfrastruktur notwendig. Wesentlich ist die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 80 km/h sowie die Elektrifizierung des Abschnitts der mittleren Ruhrtalbahn. Hierzu müssen Kreuzungsbauwerke und Tunnel angepasst, umfangreiche Arbeiten an den Oberleitungen durchgeführt und die vorhandene Leit- und Sicherungstechnik erweitert werden.
Darüber hinaus müssen zwei neue Kreuzungsbahnhöfe in Welper und Witten-Bommern erreichtet und diverse Aus- und Umbaumaßnahmen an den vorhandenen Stationen realisiert werden. Um dem bestehenden Güterverkehr auf der Strecke Rechnung zu tragen, sind außerdem Umfahrungs- und neue Bahnsteiggleise zu bauen. Die in der Machbarkeitsstudie ermittelte ÖPNV-Angebotsverbesserung durch die Reaktivierung der Ruhrtalbahn induziert einen deutlichen Nutzenüberschuss, so dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis deutlich über dem zum Nachweis der Förderwürdigkeit erforderlichen Grenzwert von 1,0 liegt.
Das Vorhaben zur Reaktivierung der Ruhrtalbahn stellt sich somitals volkswirtschaftlich sinnvolles Projekt dar. Der Ennepe-Ruhr-Kreis und der VRR sind sich einig, dass eine gemeinsame Weiterführung der Planung verfolgt werden sollte. Die hierfür erforderliche Finanzierung ist noch zu klären. Die Bahnstrecke im mittleren Ruhrtal wurde 1874 zwischen Bochum-Dahlhausen und Hagen von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft fertiggestellt und diente, neben dem Personenverkehr, vorrangig dem Gütertransport zur Henrichshütte in Hattingen.
Die Strecke Richtung Hagen wurde 1971 für den Personenverkehr stillgelegt. Seitdem wird die Strecke überwiegend für Güterverkehre genutzt sowie vereinzelt für den genannten Museumszug. Das heißt aber auch, dass potentielle Haltepunkte, etwa im Zentrum des Wittener Ortsteils Herbede, bereits vorhanden sind. Im Falle einer Reaktivierung müsste der VRR den Personenverkehr bestellen. Die Anbindung der Haltepunkte durch den kommunalen ÖPNV läge in der Zuständigkeit der Schwelmer Kreisverwaltung.
Foto: Stadt Hattingen