DB AG testet Roboterhund Spot
29.09.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Digitalisierung der Instandhaltung ist für das Gelingen der Verkehrswende unabdingbar. Sie verkürzt die Boxenstopps der Züge und schafft so kurzfristig mehr Kapazität für den Transport von Personen und Gütern. Vor diesem Hintergrund wird sich die Instandhaltung von Fahrzeugen radikal verändern. Digitalisierung, Automatisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglichen es der Deutschen Bahn (DB), Mitarbeiter von monotonen Arbeiten und zeitraubenden Routinekontrollen zu entlasten.
Gleichzeitig schafft das mehr Zeit für die wichtigen Reparaturarbeiten. Viele Zugverspätungen oder -ausfälle können so schon in den Werken vermieden werden. Dabei helfen bereits mehrere Tools wie die automatisierte Radsatz-Messanlage, Kameratore mit Künstlicher Intelligenz und Unterflurroboter. Ergänzend testet die Deutsche Bahn aktuell den Laufroboter „Spot“.
Mit hochentwickelten Kameras, Sensoren und Künstlicher Intelligenz ausgestattet, kann „Spot“ eigenständig Güterwagen identifizieren und Sichtprüfungen vornehmen, um Schäden am Zug zu erkennen. Nun setzt die DB den hundeähnlichen Roboter erstmals bei der DB Cargo zur Wagenortung und Radsatzwelleninspektion ein. „Spot“ ist ein Industrieprodukt mit Spitzentechnologie aus dem Hause Boston Dynamics. Die Software zur Fernwartung entwickelte das deutsche Startup Energy Robotics, das das System an die DB-spezifischen Anforderungen anpasste und als „Robot as a Service“ vermietet.
Der vierbeinige Roboter ist 25 Kilogramm schwer, 84 Zentimeter hoch und kann eine Geschwindigkeit von bis zu sechs Kilometer pro Stunde erreichen. „Spot“ ist sehr robust und verfügt über eine bisher kaum erreichte Agilität in der Robotertechnik. Er kann Treppen steigen und in Wartungsgruben klettern, auf unwegsamen Gelände entlang der Gleise laufen und diese auch überqueren – rund um die Uhr einsatzbereit bei fast jedem Wetter.
In einem sechswöchigen Test werden zwei Anwendungsfälle erprobt: Die Wagenortung mittels Radio-Frequency Identification (RFID), ein Verfahren zur automatischen Identifizierung von Objekten über Funk, und die Sichtprüfung der Radsatzwellen in der Wartungsgrube. Der Laufroboter reduziert Laufwege, objektiviert Prüfungsergebnisse und ermöglicht den Wegfall von aufwendigen Grubenarbeiten unter dem Zug. Die Mitarbeitenden werden bei körperlich anstrengenden Arbeiten entlastet und gewinnen Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten.
So können die Instandhaltungskosten gesenkt und der Fachkräftemangel abgefedert werden. Bewährt sich „Spot“, könnte er die Radsatzwellenprüfung künftig in weiteren Werken von DB Cargo übernehmen. Der Einsatz kann zudem auf weitere Anwendungsfälle ausgedehnt werden, wie z.B. zur Erkennung loser Bremsschläuche und Leckagen an Güterwagen. Neben der intensiven Personalakquise ist auch die weitere Digitalisierung der Eisenbahn einer der Schlüssel zur Lösung des massiven Personalmangels rund um die Schiene.
Foto: Deutsche Bahn AG / Stefan Wildhirt