München: Pro Bahn fordert S-Bahnausbau
28.04.23 (München) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert rund um München einen umfassenden Ausbau der S-Bahn. Diese fahre dem Anspruch, ein dichtes und zuverlässiges Angebot zu liefern, seit Jahrzehnten hinterher. Somit würde niemand mehr motiviert, die Schiene dem eigenen Auto vorzuziehen.
Andreas Barth, Pro-Bahn-Sprecher im Großraum München: „Dadurch, dass DB und Freistaat immer weitere große Verzögerungen bei der zweiten Stammstrecke zulassen, habe viele Fahrgäste die Hoffnung auf eine bessere S-Bahn verloren.“ Barth fürchtet sogar eine Verschlechterung der Situation und fordert als Ausgleich für die immer weiter verspätete zweite Stammstrecke ein „echtes Ausbauprogramm“.
Mehr Züge im S-Bahn-Netz müssen jetzt auch ohne zweite Stammstrecke möglich gemacht werden. Das von Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und der DB AG vorgestellte Programm „14plus“ ist bei Weitem nicht ausreichend. Pläne für einen Ausbau der Außenstrecken dürfen nicht erst nach 2030 umgesetzt werden, sondern müssen laut Andreas Barth „für die am stärksten ausgelasteten Linien wie die S1 und die S4 sofort auf den Tisch“.
Pro BAhn möchte mit dem Appell erreichen, dass auf diesen Linien der Fahrplantakt so schnell wie möglich verdichtet wird. Zusätzliche Züge von den Außenstrecken können von der bestehenden Stammstrecke nicht aufgenommen werden, und auch der oberirdische Teil des Hauptbahnhofs ist zu Stoßzeiten ausgelastet. Es bietet sich als Lösung an, den Eisenbahn-Südring als Bypass zu nutzen. Dazu fordert der Verband die beschleunigte Fertigstellung des viergleisigen Regionalzughalts Poccistraße.
Für eine verbesserte Leistungsfähigkeit sollen Optionen auf einen weiteren Bahnsteig und optimierte Umsteigewege zur U-Bahn offengehalten werden. Von Westen kommende S-Bahnenkönnen dann an der Poccistraße oder am Ostbahnhof wenden. Das Betriebsprogramm der S-Bahn nach Inbetriebnahme zweite Stammstrecke ist für 2026 entworfen worden, und für eine Fertigstellung 2035 oder später ungeeignet. Denn es sollen doppelt so viele Fahrgäste wie heute Platz finden, entsprechend muss auch das Angebot ausgelegt werden.
Bisher plant das Land wegen der Engpässe auf den Außenstrecken, in der Hauptverkehrszeit nur drei Züge pro Stunde mehr ein. Es können deutlich mehr Züge fahren, wenn man die Zeit für den beschleunigten Ausbau auch im Umland nutzt. Damit mehr Züge fahren können, müssen die Außenstrecken weiter ausgebaut werden.
Dass es auch im nächsten Jahrzehnt Strecken ohne eigene S-Bahn-Gleise geben soll, so dass sich Regionalzüge und S-Bahnen gegenseitig behindern, hält Andreas Barth für „völlig untragbar“. „Auch Bahnsteige, die nicht von Zügen in voller Länge von über 200 Metern angefahren werden können, sind Relikte der Vergangenheit“, so Barth weiter. Um überall einen Taktfahrplan zu ermöglichen, auf den sich Fahrgäste verlassen können, sollen eingleisige Abschnitte ein zweites Gleis erhalten.
Foto: holzijue