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Das war 2019

20.12.19 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Einmal mehr liegt ein ereignisreiches Jahr hinter uns. Es stand ganz im Zeichen des Personalmangels und der Einsicht in der Branche, dass man nur gemeinsam aus dem Schlamassel rauskommt. So wie die Eisenbahn mit dem Auto einen gemeinsamen Konkurrenten auf dem Verkehrsmarkt hat, so hat man auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls gemeinsame Interessen und muss als Eisenbahnbranche gegen Industrie und Handwerk bestehen.

Und da bleibe ich bei meiner Einschätzung: Die Eisenbahn rechnet fest mit einem konjunkturellen Abschwung, man muss das auch. Nur so wird man den Personalbedarf in den kommenden Jahren ausreichend decken können. Es gab jetzt aber auch erstmals den Fall, dass einem Eisenbahnunternehmen der Vertrag wenige Wochen vor der Betriebsaufnahme gekündigt worden ist. Ich begrüße sehr, dass sich die Eurobahn und der VRR außergerichtlich geeinigt haben.

Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand – und wer weiß, was passiert wäre, wenn ein rechtskräftiges Urteil womöglich erst in vielen, vielen Jahren gesprochen worden wäre. Rechtssicherheit ist auch ein Wert an sich – und zwar für alle Beteiligten. Erinnert sei hier etwa an die langfristigen Verzögerungen durch Gerichtsverfahren bei der S-Bahn Nürnberg oder beim Bitterfelder Kreuz, als am Ende die Bieter abgesprungen sind, weil ein jeder Prozess ein unkalkulierbares Risiko ist.

Und so steht man vor der paradoxen Situation, dass es 2019 politische Entscheidungen gab, die den Verkehrsträger Schiene ernsthaft stärken sollen. Es gibt mehr Geld auf vielen Kanälen und es politisch gewollt, endlich auch den nach wie vor schlechten Modal Split anzugehen. Die Zeiten, dass öffentliche Verkehrsmittel nur als Finanzsteinbruch für Haushaltslöcher angesehen werden, sind endlich vorbei. Gut so!

Aber, und jetzt kommen wir wieder zum Thema Personalmangel: Stand jetzt würden Leistungsausweitungen nur theoretisch stattfinden. Es stünden zusätzliche Zugfahrten im Fahrplan, die aber mangels Mitarbeiter nicht absolviert werden könnten. Dieses Thema wird uns also aller Voraussicht nach auch 2020 begleiten. Ich hoffe allerdings, dass die Debatte um verkehrspolitische Fragen dann rationaler geführt wird. Jetzt ist der in meinen Augen ebenso infantile wie strunzdämliche Hashtag #Flugscham zum Wort des Jahres gewählt worden. Aha. Lustig.

Aber ich wünsche mir, dass 2020 im Zeichen einer weniger emotionalen, sondern faktenbasierten Debatte steht. Dazu gehört, dass Deutschland, anders als der weltweite Trend, seinen Schadstoffausstoß in den letzten Jahrzehnten reduziert hat. Überall, außer im Verkehrssektor. Gleichzeitig werden wir in diesem Winter sehen, was diverse Reichweitenangaben bei Elektrobussen wert sind, wenn man mehrere Wochen Dauerfrost hat.

Man darf also gespannt sein auf 2020. Ich persönlich freue mich, denn denken Sie dran: Was wäre das Leben ohne die Eisenbahn, diese einmalige Erfindung menschlichen Wahnsinns? Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! Am 6. Januar 2020 sind wir wieder für Sie da!

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