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Wird die Marktfähigkeit jemals eintreten?

06.02.23 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Eine einfache Frage, die bislang niemand gestellt hat: In welchem Zeithorizont sollen Elektrobusse marktfähig werden? Wann ist der Punkt erreicht, an dem die zusätzlichen Kofinanzierungen durch die öffentliche Hand auslaufen (den Begriff Subventionen sollen wir ja nicht verwenden) und an dem Elektrobusse, Batteriebusse, Wasserstoffbusse oder weiß der Kuckuck was für Fahrzeuge marktfähig sind? Wann werden die Unternehmen ohne zusätzliche Bundes- oder Landesgelder nicht mehr auf Dieselbusse setzen?

Vergessen wir mal eins nicht: Keine der vermeintlich alternativen Traktionsarten ist wirklich neu. Im Gegenteil, die Technologien sind ähnlich alt wie die Otto- oder Dieselmotoren, haben sich aber schon im 19. Jahrhundert nicht auf dem Markt durchsetzen können und schaffen das bis heute nicht. Zumal wir nicht vergessen dürfen, dass ja auch Dieselbusse technologisch nicht stehenbleiben, sondern wirtschaftlicher und sauberer werden.

Im Jahr 2016 hat man sich bei den Kölner Verkehrsbetrieben verplappert. Damals sagte man, dass ein Dieselbus des Jahres 2016 auf hundert Kilometer nur noch 49 Liter Dieselkraftstoff braucht, ein Bus des Jahres 2013 hatte noch einen Verbrauch von 53 Litern. Wie sieht es 2023 aus? Wie sieht es aus, wenn man jenseits zusätzlicher Subventionen Dieselbusse der Jahre 2023, 2013, 2003, 1993 und 1983 vergleicht? Ist der Begriff des stinkenden Diesels da überhaupt noch zeitgemäß oder muss man sich nicht endlich damit auseinandersetzen, dass der vermeintliche Stinke-Diesel im Busbereich längst ein Teil der Lösung ist.

Dazu kommt, dass man bei solchen nach wie vor auf dem Markt nicht erprobten Technologien nicht weiß, wie es sich mit möglichen technischen Defekten und Ersatzteilbeschaffungen im Laufe der Betriebsjahre verhält. Was ist denn, wenn so eine Batterie vorzeitig ersetzt werden muss oder wenn sich die Energiekrise tatsächlich verschärft? Wie sieht es aus im tiefsten Winter, wenn wir mal wirklich drei Wochen Dauerfrost haben. Ich würde mich nicht drauf verlassen, dass der Klimawandel uns dauerhaft milde Winter bringt.

Wir schalten im April die drei verbliebenen Kernkraftwerke ab, wir wollen bis zum Ende des Jahrzehnts die Kohleverstromung einstellen und Erdgas ist eine solche Mangelware, dass wir es nicht mehr für die Verstromung nutzen können. Da wird das eine oder andere Verkehrsunternehmen noch froh sein, wenn man noch einige Dieselbusse in der Reserve hat.

Denn wir wollen doch vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel selbst stärken. Dazu gehört, dass es ein gutes, verlässliches und vertaktetes Angebot gibt, möglichst auch in der Tagesrandlage. Wir brauchen Busse und Bahnen, die der ständigen Verfügbarkeit des eigenen Autos wirksam etwas entgegensetzen. Natürlich mag es Ideologen geben, denen es nicht um einen guten ÖPNV, sondern um eine Bekämpfung der Autofahrer geht. Aber in einer freiheitlichen Gesellschaft wird die Verkehrswende nur gelingen, wenn Busse und Bahnen funktionieren. Dafür aber braucht man verlässliche und saubere Dieselbusse.

Siehe auch: Bund fördert Projekt E-Bus 2030+
Foto: distelAPPArath

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