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Endlich!

12.12.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Endlich tut sich was. Manch einer hat vielleicht schon gar nicht mehr dran geglaubt, aber im Laufe des zweiten Quartals nächsten Jahres startet endlich das Deutschlandticket. Wie heißt das? Genau, der Begriff 49-Euro-Ticket ist klammheimlich aus den offiziellen Verkündigungen verschwunden, es ist nur noch von einem Deutschlandticket die Rede. Es stellt sich daher die Frage, ob nicht sehr schnell schon Preissteigerungen zu befürchten sind.

Hier sind erneut Bund und Länder gefragt, genau das zu verhindern. Wenn man sich überlegt, wie sehr die öffentliche Hand von den aktuellen Preisschocks profitiert – denn auf jedes Brot und auf jede Scheibe Käse wird Umsatzsteuer fällig – dann ist genau dieses Deutschlandticket etwas, wo der Staat seinen Bürgern dauerhaft etwas zurückgeben muss. Dass das Ticket eben nicht im Jahr 2025 schon über sechzig und vor dem Jahr 2030 über hundert Euro kostet, sondern damit es dauerhaft bei 49 Euro bleibt.

Denn was wir hier erleben ist eine Veränderung ähnlich groß wie die Eisenbahnreform selbst. Niemand muss sich in Zukunft mehr mit den Strukturen von Verkehrsverbünden herumärgern: Waben, Ringe oder Zonen? Das ist jetzt egal. Klar wir der eine oder andere Kegeltrupp auch mal eine Spaßfahrt zu den zahlreichen Ausflugsorten zwischen Flensburg und Füssen machen. Doch vor allen Dingen werden Berufspendler finanziell massiv entlastet.

Wer jetzt für das Monatsticket von Wuppertal nach Köln über 240 Euro bezahlt, der kriegt es demnächst für nur 49 Euro. Manch einer, der jetzt noch regelmäßig auf der A1 im Stau steht, weil er das extrem teure Monatsticket scheut, wird dann womöglich eher bereit sein umzusteigen. Und als Bonus gilt das Ticket dann auch, wenn man das Wochenende in Hamburg an der Alster verbringt, wenn man einen Kurztripp zum DFB-Pokalendspiel nach Berlin macht oder wenn man sonstwo unterwegs ist. Mal eben im Allgäuurlaub mit dem Zug nach München? Kein Problem! Vom Timmendorfer Strand einen Tagesausflug nach Lübeck-Travemünde um die Passat zu sehen? Da gilt das heimische Pendlerticket.

Viele potentielle Fahrgäste werden also ihre Scheu verlieren, die oftmals mit subjektiv undurchschaubaren Tarifsystemen zusammenhängt. Natürlich wird das eine Belastung für die Eisenbahn, aber vergessen wir nicht: Das offizielle Narrativ lautet noch immer, dass man bis zum Jahr 2030, also in den nächsten knapp sieben Jahren, die Fahrgastzahlen verdoppeln will. Es ist zwar unklar, welcher Ausgangspunkt es zu dieser relativ kurzfristigen Verdoppelung sein soll, aber die Verdoppelung wird bei jeder Gelegenheit angesprochen.

Im Gegenteil: Dass es eine Eisenbahnkrise gibt wird trotz aller Offensichtlichkeit aus der Eisenbahnbranche zumindest in offiziellen Verlautbarungen stets abgestritten. Deshalb müssen wir jetzt auch die positiven Seiten sehen über diese so massive Veränderung. Nicht die Einnahmeausfälle sollten das Thema sein, sondern die zusätzlichen Fahrgäste. Hier wird eine starke Schiene greifbar gemacht und das ist gut so.

Siehe auch: 49-Euro-Ticket steht
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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