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Nürnberg: Alle neuen U-Bahnzüge im Fahrgastbetrieb

31.10.22 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Der VAG Nürnberg stehen ab sofort alle 35 neue U-Bahnen des Typs G1 für den Fahrgastbetrieb zur Verfügung. Die vierteiligen Gliederzüge sind auf der U-Bahn-Linie U1 zwischen Langwasser-Süd in Nürnberg und Fürth-Hardhöhe unterwegs. Für die VAG sowie den Hersteller Siemens Mobility ist das ein wichtiger Meilenstein und für die Projektteams der Unternehmen VAG und Siemens Mobility ein Grund zur Freude.

Im August 2020 hat die VAG die ersten drei neuen U-Bahn-Wagen dieser Serie in Betrieb genommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir alle 35 Züge erfolgreich an unseren Kunden übergeben haben und möchten uns bei der VAG für die gute Zusammenarbeit bedanken. Die G1-Flotte von Siemens Mobility wird in Nürnberg erhöhte Kapazitäten für einen komfortablen und umweltfreundlichen Nahverkehr schaffen“, sagt Sebastian Lohse, Projektleiter für den G1 bei Siemens Mobility.

Bernd Meier-Alt, G1-Projektleiter bei der VAG, erläutert: „Mit dem G1 haben wir ein innovatives und leistungsfähiges Fahrzeug, mit dem wir die nächsten Jahrzehnte bestens für die Herausforderungen und den täglichen Betrieb aufgestellt sind. Wir haben positive Rückmeldungen von unseren Fahrgästen, insbesondere auch von Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Das ist für uns auch deshalb wichtig, weil öffentlicher Nahverkehr Teilhabe und Daseinsvorsorge ist.“

Der Abschluss des Inbetriebnahmeprozesses ist für beide Projektteams noch nicht das Ende des Gesamtprojektes. Dazu Sebastian Lohse: „Wir sind nun keineswegs arbeitslos! Es gibt noch einige Aufgaben, die sich erst im Betrieb bzw. nach einiger Zeit zeigten bzw. zeigen. Es gibt noch einiges zu feilen – vor allem auch bei der Software. Siemens ist und bleibt im Boot, bis wir einen möglichst perfekten Zug haben. Zwar haben die Züge eine gewisse Gewährleistungszeit, aber wir sehen eine Zusammenarbeit mit der VAG darüber hinaus im Rahmen eines Systembetreuungsvertrags. Siemens ist traditionell ein langfristig verlässlicher Partner und diese Tradition werden wir hier selbstverständlich fortführen.“

Mit dem neuen vierteiligen U-Bahn-Zug G1 hat die VAG ein leistungsfähiges Verkehrsmittel, das die U1 für die Verkehrswende fit macht. Die U-Bahn ist auch insgesamt Nürnbergs leistungsfähigstes Verkehrsmittel, das 2022 übrigens auf fünfzig Betriebsjahre zurückblickt. Der G1 ist auf der U-Bahn-Linie U1 (Langwasser Süd – Fürth Hardhöhe) im Einsatz, die mit 18,5 Kilometern Länge und 27 von 48 U-Bahnhöfen die längste der drei Nürnberger U-Bahn-Linien ist. Inzwischen haben die bereits zugelassenen neuen U-Bahn-Züge zusammen rund 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Der G1 bietet den Fahrgästen viel Platz, nämlich 604 Plätze, davon 128 Sitzplätze, dies in einem vierteiligen Zug mit durchgängigem Fahrgastraum. Die Durchgängigkeit und die helle Gestaltung des Innenraumes wirken positiv auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. Bewährt haben sich im Alltag die breiten Türen sowie die großzügigen Multifunktionsbereiche für Rollstühle, Kinderwägen und wenn Platz ist auch für Fahrräder. Die breiten Türen und die Längsausrichtung eines Teils der Sitzplätze wirken zudem positiv für den Fahrgastfluss und damit den schnellen Fahrgastwechsel.

Auf das Thema Barrierefreiheit zahlt zudem die Spaltüberbrückung an allen Türen ein, die den Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante überbrückt und Kindern und mobilitätseingeschränkten Menschen den Einstieg erleichtert. Für Orientierung sorgt die LED-Lichtsignalisierung an den Türen, die zusätzlich zum akustischen Türschließsignal mit Grün oder Rot signalisiert, ob eingestiegen werden kann oder die Türen schließen.

Das Investitionsvolumen für die 35 U-Bahn-Züge beläuft sich auf rund 263,2 Millionen Euro, von denen 64,1 Millionen Euro durch Zuschüsse gedeckt sind. Die Zuschüsse in Höhe von 26 Prozent der zuschussfähigen Kosten trägt der Freistaat Bayern. Ohne die öffentliche Förderung wäre die Investition nicht möglich gewesen, wie auch in anderen Bereichen der VAG, beispielsweise in neue Straßenbahn-Triebzüge, in elektrisch betriebene Linienbusse oder in die Infrastruktur.

Der G1 ist für einen möglichen späteren automatisierten Betriebseinsatz vorgerüstet (z. B. rückbaubarer Fahrerarbeitsplatz, zusätzliche Einbauräume und vorgerüstete Verkabelungswege). Nach Tests könnte er bei steigendem Fahrgastaufkommen ohne zusätzlichen Aufwand mit Fahrern besetzt im Mischbetrieb mit automatischen Zügen auf der U-Bahn-Linie U2 eingesetzt werden.

Siehe auch: Mit der Automatisierung gegen den Personalmangel

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