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BEG stellt Pünktlichkeitsstatistik 2021 vor

05.05.22 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat die aktuellen Zuverlässigkeitswerte für 2021 vorgelegt. „Die bayernweite Pünktlichkeitsquote für 2021 liegt exakt auf dem Niveau von 2019“, erklärt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „2020 waren die Züge auch deshalb pünktlicher, weil wegen Corona zeitweise weniger Züge unterwegs waren. Und bei Zügen ist es ähnlich wie bei Autos: Je weniger unterwegs sind, desto weniger Verzögerungen gibt es.“

Dass sich die Pünktlichkeit gegenüber 2019 nicht verbessert hat, erklärt Fuchs vor allem mit dem nach wie vor hohen Bauvolumen in Bayern. „Doch trotz der Unannehmlichkeiten für Fahrgäste sind die vielen Baustellen eine gute Nachricht. Nur die konsequente Modernisierung der Schieneninfrastruktur und der Ausbau der Streckenkapazitäten durch die Deutsche Bahn kann die Zuverlässigkeit der Züge entscheidend verbessern. Bund und DB müssen den immer noch vorhandenen Investitionsstau schnellstmöglich auflösen“, so Fuchs.

Auffällige Veränderungen bei den bayernweiten Verspätungsursachen gab es im Vergleich zum Vorjahr keine. Ein Drittel aller Verspätungsminuten (33,3 Prozent) geht auf die Infrastruktur zurück (2020: 31 Prozent): 22,9 Prozent der Verspätungen wurden durch Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen und Bahnübergängen verursacht (2020: 22 Prozent); 10,4 Prozent waren auf Bauarbeiten zurückzuführen (2020: 9 Prozent).

Externe Einflüsse, wie behördliche Anordnungen oder witterungsbedingte Verspätungen und „gefährliche Ereignisse“ – also beispielsweise Personen im Gleis oder Notarzteinsätze – sind zusammengefasst mit 20,8 Prozent in die Statistik eingeflossen (2020: 20 Prozent). Gesunken ist der Anteil an Verspätungen aus betrieblichen Gründen, also Verspätungen, die im Verantwortungsbereich der Verkehrsunternehmen liegen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Personal nicht rechtzeitig am Einsatzort ist oder wenn sich die Bereitstellung der Fahrzeuge verzögert.

Der Anteil dieser betrieblichen Gründe an den Verspätungsminuten fällt im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozentpunkte auf 18,5 Prozent (2020: 20,6 Prozent). Verbessert hat sich zudem der Wert in der Kategorie „Anschlusswarten“: 8,6 Prozent aller Verspätungsminuten in Bayern gehen auf das Konto von Zügen, die am Bahnhof auf verspätete Züge warten, damit Fahrgäste ihren Anschluss erreichen (2020: 9,7 Prozent).

Nahezu alle Netze haben im Vergleich zu 2020 niedrigere Pünktlichkeitsquoten. Darin spiegelt sich der Corona-Sondereffekt wider. Überdurchschnittlich häufige Verspätungen gab es 2021 im Dieselnetz Allgäu. Los 1 verliert 6,8 Prozentpunkte und notiert mit 85,2 Prozent (2020: 91,9 Prozent). Los 2 gibt 5,9 Prozentpunkte ab und erreicht eine Quote von 90,4 Prozent (2020: 96,3 Prozent).

Insbesondere waren dafür die anfängliche Störanfälligkeit der Neufahrzeugflotte vom Typ Pesa Link sowie umfangreiche Bautätigkeiten verantwortlich. Stark von Bauarbeiten betroffen war auch das Netz Main-Spessart-Express. Die Pünktlichkeitsquote lag hier mit 83,8 Prozent um fünf Prozentpunkte unter dem Vorjahr (2020: 88,8 Prozent). Positiv entwickelt hat sich die Pünktlichkeitsquote im Netz Oberland. Nach 87,1 Prozent im Vorjahr steigt der Wert um 4,0 Prozentpunkte auf 91,1 Prozent.

Auf den Oberlandstrecken hat vor allem der Einsatz der komplett neuen, erweiterten und einheitlichen Lint-Fahrzeugflotte zu positiven Effekten geführt. Aufgeholt hat auch die Werdenfelsbahn, die sich um 2,1 Prozentpunkte auf 93,4 Prozent verbessern konnte. Generell lässt sich die Leistung der Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Blick auf die Pünktlichkeitswerte nur sehr bedingt vergleichen: Strecken, auf denen Regionalzüge komplett oder überwiegend allein unterwegs sind, schneiden naturgemäß besser ab als Strecken mit Mischverkehr aus Regional-, Fern- und Güterzügen.

Nachdem im Vorjahr vor allem coronabedingte Einflüsse stark zu Buche geschlagen hatten, hat sich deren Anteil 2021 reduziert. Hauptursache für Ausfälle waren 2021 Bauarbeiten. Deren Anteil an den Ausfallursachen stieg im Berichtsjahr um 24,8 Prozentpunkte auf 62,2 Prozent (2020: 37,4 Prozent). Die höchste Ausfallquote aller bayerischen Netze verzeichnete die Berchtesgadener Land Bahn; die Quote stieg um 30,7 Prozentpunkte auf 49,1 Prozent (2020: 18,4 Prozent). Grund dafür war eine Vielzahl von Bauarbeiten zur Modernisierung der Strecke Freilassing – Berchtesgaden, wodurch die Strecke über längere Zeit komplett gesperrt war.

Siehe auch: Zurück in die Normalität

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