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Durchschaubare Tariflandschaften sind notwendig

31.03.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Zusammenhang mit der Aktion #9für90, von der die ÖPNV-Branche genauso überrascht und kalt erwischt wurde wie der Rest der Republik, gab es Diskussionen, ob es denn wirklich gerecht ist, wenn der eine verbundweit im gesamten VBB-Land fahren darf, während andere Bundesländer, etwa im Südwesten oder Südosten der Republik, eine zersplitterte Verbundlandschaft haben, wo der eigene Tarif kaum bis in den nächsten Ort reicht.

Nun kann man das im Zusammenhang mit diesem Aktionsraum in verschiedene Richtungen lösen, aber wir wollen ja über den grundsätzlichen Alltag sprechen und nicht über etwas, das vermutlich schon in einem Jahr in den Geschichtsbüchern verschwunden sein wird. Und da ist sind Verbundraumerweiterungen oder auch die Auflösungen kleinerer Verbünde und Integrationen in den größeren Nachbarverbund auf jeden Fall und immer zu begrüßen.

Die Beispiele HVV im Norden und MVV im Süden Deutschlands zeigen zudem, dass man auch vorhandene Großstadtverbünde immer weiter ausdehnen kann, um öffentliche Verkehrsmittel attraktiver, aber vor allem auch einfacher zu machen. Und vielfach erleben wir in Deutschland, dass man in genau diese Richtung geht: Sei es, dass Verbünde einfach vergrößert werden oder dass es Fahrscheinangebote beim heraus- oder hereinbrechenden Verkehr gibt, die noch vor ein paar Jahren undenkbar erschienen.

So gab es in Nordrhein-Westfalen zwischen Düsseldorf und Köln lange Zeit eine Tarifregelung, die nannte sich „großer Grenzverkehr“. Für Autofahrer war es wohl unvorstellbar, welche Grenzübergänge man zwischen Düsseldorf und Köln passieren musste, aber auf der Schiene hatte man zwei Verbundtarife und das war eben längst nicht so einfach zu lösen. Oder doch? Seit einigen Jahren hat man in Nordrhein-Westfalen mit dem Einfach-Weiter-Ticket genau die Regelung, die öffentliche Verkehrsmittel brauchen, um auch in Bezug auf intuitive Benutzbarkeit der ständigen Verfügbarkeit des eigenen Autos etwas entgegen zu setzen.

Es geht also sehr wohl, wenn man denn es denn möchte und das sieht man überall da, wo sich wirklich engagierte Akteure hinterklemmen und eine Verbesserung erzielen wollen. Und wenn all das im südlichen Teil Bayerns zu solchen Erfolgen führt und auch fortgeschrieben werden soll, dann ist es nur richtig, dass das auch entsprechend honoriert wird. Das gilt gerade dann umso mehr, wenn es vor Ort gar keinen Verbundtarif gibt und die alle paar Stunden verkehrenden Busse 1. fahrplantechnisch überhaupt nicht an den Eisenbahnverkehr angepasst sind und 2. man für den Bus einen vollständig anderen Tarif hat als für den Zug.

Wenn ich also aus München in die Kleinstadt fahre und hierfür einen DB-Nahverkehrsfahrschein lösen muss, dann aber für drei Bushaltestellen nochmal einen eigenen Fahrschein, dann lasse ich das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln doch ganz sein und fahre mit dem Auto. Am Münchener Stadtrand kann man immer noch parken und mit U- und S-Bahn weiterfahren. Dass muss und das wird sich verbessern.

Siehe auch: Studie zur MVV-Erweiterung erhält EU-Auszeichnung
Foto: Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe

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