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Holzwege meiden

03.02.22 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Der allerwichtigste Satz ist einer, der fast untergeht: Man ist in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz nicht in der Lage, andere Linienbusse als konventionelle Dieselfahrzeuge anzuschaffen, wenn es keine Fördergelder aus dem Bundes- oder Landeshaushalt gibt. Das gilt dort wie im Rest der Republik und liegt daran, dass der konventionelle Dieselbus allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor die wirtschaftlichste Form öffentlicher Verkehrsmittel ist.

Und wenn man sich den spezifischen Treibstoffbedarf und Schadstoffausstoß pro Personenkilometer ansieht, stellt man auch relativ schnell fest, dass der Dieselbus in der Stadt kein Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist. Im Gegenteil: Weil die Nachfrage nach Dieselbussen ungebrochen groß ist, weil es unter den Herstellern einen eingeschwungenen Wettbewerb gibt, kann man sicher davon ausgehen, dass die Fahrzeuge immer sauberer und immer wirtschaftlicher werden.

Ein Dieselbus des Jahres 2022 ist deutlich wirtschaftlicher als einer aus dem Jahr 2012 – und noch deutlicher dürfte es werden, wenn man Fahrzeuge mit den Baujahren 2002, 1992 oder 1982 als Referenz nehmen würde. Es ist also mitnichten so, dass der Dieselbus bleibt wie er ist, sondern ganz ohne öffentliches Zutun wird dieser immer besser. Damit entsteht natürlich der Effekt von Hase und Igel: Für jede absolvierte Verbesserungen von Wasserstoffbussen, Elektrobussen oder was auch immer es für alternative Antriebsarten gibt, stellt man fest, dass der Dieselbus ganz von selbst wieder ein Stück besser geworden ist.

So ist es schwierig einen Punkt zu finden, an dem sich die alternativen Antriebsarten von selbst tragen oder marktfähig werden. Zumal diese angeblich neuen Formen der Traktion ähnlich alt sind wie der Diesel- oder Ottomotor, sie konnten sich aber nie durchsetzen. Elektromobilität hat ihre Stärken auf der Schiene, vielleicht kann auch noch ein Stadtbus mit einer Oberleitung fahren, das war es dann aber auch. Mehr wird wahrscheinlich nie marktfähig darstellbar sein.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass es sehr wohl Sache der öffentlichen Hand ist, eine Grundlagenforschung zu finanzieren, die dann Dinge herausarbeitet, auf deren Basis Jahre, Jahrzehnte oder Generationen später Erfindungen gemacht werden, von denen man gesamtgesellschaftlich profitiert. Das ist natürlich richtig und es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn die öffentlichen Verkehrsunternehmen ihre örtlichen Universitäten und andere Forschungseinrichtungen für den Praxisbezug unterstützen und enge Kooperationen gemacht werden.

Hier reden wir aber über deutlich mehr, sondern hier soll auf einen planwirtschaftlichen Befehl hin am Tag X der Dieselantrieb komplett abgeschafft und durch irgendeine vermeintliche Wundertechnologie ersetzt werden. Aber da wissen wir nun wirklich aus Erfahrung, dass so etwas nicht funktioniert: Planwirtschaft klappt in der Praxis nicht und Forschung und Entwicklung lassen sich auch nicht mit politischen Mitteln steuern. Entsprechend muss man aufpassen, dass man Holzwege meidet.

Siehe auch: Mainz: Roadmap zum Diesel-Ausstieg
Foto: VDV

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