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Stadler: Auftrag von sieben Verkehrsunternehmen

24.01.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach einer europaweiten Ausschreibung ging am 14. Januar bei dem Ausnahmeprojekt VDV-Tram-Train der Zuschlag für den Bau von bis zu 504 (Festbestellung 246) Tram-Trains an die Firma Stadler. In den kommenden zwölf Jahren wird der Fahrzeughersteller mit Sitz im schweizerischen Bussnang für die sieben Partner der deutsch-österreichischen Kooperation Tram-Trains produzieren. Die Ausschreibung umfasst neben der Fahrzeugentwicklung, -produktion, -inbetriebsetzung und -zulassung auch einen auf bis zu 32 Jahre (Festbestellung 16 Jahre) angelegten anschließenden Instandhaltungsvertrag mit dem Hersteller.

Dieser beauftragt wiederum die Werkstätten der Kooperationspartner als Subunternehmer mit der Instandhaltung. Dadurch entsteht ein Gesamtprojektvolumen von bis zu rund vier Milliarden Euro. Der Kooperation gehören an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), Saarbahn Netz, Schiene Oberösterreich (Schiene OÖ GmbH), das Land Salzburg und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagt: „Mit Stadler hat sich ein erfahrener Hersteller von Stadtbahnfahrzeugen in der Ausschreibung durchgesetzt. Für die Finanzierung der Fahrzeuge für die AVG und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb setzt Baden-Württemberg seine landeseigene Fahrzeuganstalt SFBW ein. Aufgrund der hohen Bonität Baden-Württembergs kann die SFBW die Fahrzeuge nach Fertigstellung zu attraktiven Konditionen an die AVG und den künftigen Betreiber der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb verpachten.“

Die SFBW ist somit ebenfalls Kooperationspartner. Die Gesamtprojektleitung liegt bei den VBK. „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Stadler einen zuverlässigen und erfahrenen Hersteller für dieses außergewöhnliche Projekt gewinnen konnten. Ein Beschaffungskonzept wie wir es hier umgesetzt haben, ist bislang weltweit einzigartig. Wir profitieren alle nicht nur wirtschaftlich, sondern teilen auch unser Know-How“, sagt Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung von VBK und AVG.

Produziert werden die Triebzüge im spanischen Valencia. An diesem Standort hat sich Stadler auf die Fertigung von Zweisystemzügen spezialisiert. Die aktuellste Fahrzeugreihe „Citylink“ haben die VBK bereits von dort bezogen. Seit vielen Jahren bieten die Bahnen in Karlsruhe den Fahrgästen modernsten Komfort und Sicherheit. Allen von der Kooperation bestellten Fahrzeugen gemein ist die Ausstattung mit einer Klimaanlage für Fahrgast- und Fahrerraum sowie die flexibel gestaltbaren geräumigen Mehrzweckbereiche mit zwei Rollstuhlfahrerplätzen.

„Wir sind stolz darauf, bei dieser Stadtbahn-Innovation des Tram-Trains Vorreiter zu sein. Für die Konstruktion eines Tram-Train-Fahrzeugs braucht es Erfahrung und diese besondere Ausschreibung erfordert zudem die Fähigkeit, individuelle Lösungen und Standard zu verbinden. In beiden Bereichen ist Stadler seit jeher zu Hause. Wir freuen uns darauf, mit dem „Citylink“ unseren Kunden eine Mobilitätslösung zu liefern, die Stadt und Umland umstiegsfrei vernetzt und damit die Art zu reisen auf nachhaltige und komfortable Art weiterentwickelt“, betont Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident und Group CEO von Stadler.

Die Beauftragung wurde unterstützt von den Vergabeexperten der Düsseldorfer Kanzlei Heuking unter der Federführung von Ute Jasper und Christopher Marx. „Wir freuen uns, dass die Auftraggeber das Vergabeverfahren ohne Nachprüfung im Zeitrahmen erfolgreich abschließen konnten. Trotz der zahlreichen Herausforderungen konnten wir alle vergaberechtlichen Risiken ausräumen“, erklärt Ute Jasper. „Durch das besondere Vertragsmodell ist der Hersteller langfristig für die Instandhaltung verantwortlich und die Auftraggeber eigenen Werkstätten gewinnen wertvolles Know-How“ ergänztChristopher Marx.

Eine weitere Besonderheit ist die Einbindung kommunaler Werkstätten. Viele der Auftraggeber verfügen über eigene Werkstatt. Stadler muss für die Instandhaltung auf diese Werkstätte zurückgreifen, so dass die Arbeitsplätze der Beschäftigten gesichert sind, aber Stadler dennoch langfristig für die Funktionstüchtigkeit der eigenen Züge verantwortlich bleibt. Das sorgt dafür, dass der Hersteller zwar nicht die Möglichkeit hat, nach dem Ablauf der Garantiezeit Ersatzteile zu verkaufen, dafür aber langfristig in der Verantwortung steht, die Einsatztauglichkeit zu gewährleisten. Dadurch entstehen erfahrungsgemäß wartungsfreundliche Fahrzeuge.

Siehe auch: Kosten senken, Effizienzen steigern

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