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Gute Lösungen finden

15.11.21 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Zunächst einmal: Den Weg, den man in Baden-Württemberg gegangen ist, kann für Nordrhein-Westfalen keine Option sein. Baden-Württemberg hat mit der SWEG ein landeseigenes Unternehmen und augenscheinlich setzt man dort in Zukunft nicht mehr zwingend auf Wettbewerb, sondern auf die Staatseisenbahn – allerdings nicht auf die Bundes-Bahn AG, sondern auf ein landeseigenes Unternehmen. Diese Option hat Nordrhein-Westfalen nicht. Dort ist man auf eine hohe Bieterzahl angewiesen.

Nachdem die französische Staatseisenbahn jüngst den Ausstieg aus der Eurobahn und den Verkauf des Unternehmens an einen Investor bekanntgegeben hat, bleibt spannend, wie es mit Abellio weitergeht. Wird die niederländische Staatseisenbahn dauerhaft eine Rolle im deutschen Regionalverkehr spielen oder nicht?

Ganz sicher wird es in den Niederlanden eine ähnliche Debatte über Abellio geben wie in Deutschland über Arriva, aber jenseits solcher Grundsatzdiskussionen sprechen wir ja über was anderes: Es wird teurer für die Aufgabenträger. So wie es auch in Baden-Württemberg teurer wird, allerdings hat man da mit der SWEG die Rückfallebene, die Nordrhein-Westfalen nicht hat.

Natürlich könnte man sagen, wenn sich ein einzelnes Unternehmen verkalkuliert hat, das es nicht Sache der Auftraggebers ist, hier Geld nachzuschießen. Dass aber die gesamte Branche in die roten Zahlen gelaufen ist zeigt, dass es eben ein strukturelles Problem ist. Hier muss man konstruktive Lösungen finden und dazu gehört auch, dass man einzelne Verkehrsverträge, in denen man auf gar keinen grünen Zweig kommt, vorzeitig beendet. Niemand kann ein Interesse an ruinösem Wettbewerb haben, auch dann nicht, wenn die roten Zahlen der Auftragnehmer für den Auftraggeber erst einmal von Vorteil sind.

Denn ein aus dem Markt ausgeschiedener Wettbewerber kann nicht mehr einfach so ersetzt werden. Da kommt kein neuer nach. Wenn sich für einzelne Unternehmen nun Investmentfirmen entscheiden, dann wollen die vielleicht überschüssige Liquidität dort parken, wo es Staatsaufträge gibt, aber deren eigentliches Geschäft ist definitiv nicht auf der Schiene und nicht bei der Eisenbahn zu suchen.

Für de DB AG ist die Eisenbahn das Kerngeschäft – oder auch nicht, so genau kann das niemand sagen. Die DB AG aber ist ein Akteur, der nicht fair spielt: Nicht mit den Aufgabenträgern, nicht mit den Wettbewerbern und nicht mit der Politik. Wer meint, jetzt komme bald die alte Behördenbahn zurück, der wird auch all die Nachteile erleben.

Wir haben jetzt eine erwachsene Generation um die dreißig und älter, die sich an die alte Behördenbahn nicht mehr erinnern können. Viele junge Erwachsene haben nicht einmal mehr bewusste Erinnerungen an die erheblichen Schlechtleistungen von DB Regio in den Nullerjahren. Aber genau dahin gehen wir zurück, wenn man sich auf Gedeih und Verderb einem Monopolisten ausliefert, auch wenn dieser vielleicht den einen oder anderen Wettbewerber hat. Wir wollen doch die neue gute Eisenbahn erhalten. Deshalb gilt es jetzt, gute Lösungen zu finden.

Siehe auch: Abellio: Showdown in NRW
Foto: Abellio GmbH

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