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Bahnhofsprogramm in Nordrhein-Westfalen

04.10.21 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und die Deutsche Bahn wollen ein Bahnhofsprogramm auflegen. Gemeinsam ermutigen beide Projektpartner die Kommunen gezielt, Räume und Flächen und oder an den Bahnhöfen zu verschönern oder neu zu nutzen. Zu diesem Zweck haben die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach (CDU), und der Vorstandsvorsitzender der für die Bahnhöfe zuständigen DB Station&Service AG, Bernd Koch, letzte Woche im Hauptbahnhof Witten im Ennepe-Ruhr-Kreis einen Letter of Intent (LOI) unterzeichnet. Ziel ist es, durch attraktive Bahnhöfe, schöne Vorplätze und ein belebtes Umfeld mehr Menschen für den Bahn- und öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen und damit die Mobilitätswende voranzutreiben.

Bernd Koch, Vorstandvorsitzender der DB Station&Service AG: „Wer freundlich empfangen wird, fühlt sich wohl. Das gilt auch beim Thema Mobilität. Unsere Bahnhöfe attraktiv zu gestalten, zu vernetzten und zu intelligenten Knotenpunkten zu entwickeln, ist unser Beitrag zur Mobilitätswende. Dies gelingt am besten in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen. Deren Vertreterinnen und Vertreter wissen, was die Menschen vor Ort brauchen, um sich am Bahnhof wohl und sicher zu fühlen. Wenn mehr Menschen die klimafreundliche Schiene sowie öffentlichen Nahverkehr, Fahrrad und Elektromobilität nutzen, gewinnen am Ende alle.“

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und DB AG wollen gemeinsam mit den Kommunen neue Entwicklungsprojekte starten. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen stellt den Kommunen Zuschüsse für die Sanierung aus dem städtebaulichen Fördertopf zur Verfügung. Je nach Bedarf kann damit neue, soziale Infrastruktur am Bahnhof entstehen. Beispiele wären bürgernahe Dienstleistungen wie Bibliotheken, neue Grünanlagen oder individuell gestaltete Kinderspielplätze.

Ministerin Ina Scharrenbach: „Bahnhöfe sind die Visitenkarten und die Eingangstore in unsere Städte und Gemeinden. Sie sollen Einladung für alle sein, die von außerhalb kommen oder sie tagtäglich aufsuchen, um mobil zu sein. Im Rahmen der deutschlandweit einzigartigen Partnerschaft der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Bahn wendet sich das neue Förderangebot an Kommunen, deren Bahnhofsgebäude im Besitz der Deutschen Bahn bleiben und Potential für Sanierung und neue Nutzung besitzen. Gemeinsam mit den Kommunen wollen wir Bahnhöfe mit der Städtebauförderung jetzt in vielen weiteren Städten aufwerten. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit – die Weichen dafür haben wir heute gestellt.”

Als Ansprechpartner für Städte und Gemeinden steht die gemeinsame Tochtergesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der DB AG, die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG), bereit. Sie unterstützt die Gebietskörperschaften dabei, Verschönerungsmaßnahmen rund um Bahnhofsgebäude zu planen und umzusetzen. Die im LOI vereinbarte Förderung richtet sich an die Kommunen der 52 Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen, die der DB AG gehören. In einem ersten Schritt nimmt die BEG Kontakt mit Vertretern von zwanzig priorisierten Standorten auf.

Unter anderem sind diese Bahnhofsgebäude überwiegend denkmalgeschützt, weisen Leerstände auf und liegen im Städtebaufördergebiet. In der Vergangenheit hatten das Land Nordrhein-Westfalen und die DB AG seit Ende der 90er Jahre verschiedene Initiativen gestartet, um mit den Kommunen kooperativ eine neue Nutzung nicht mehr benötigter Bahnflächen zu erreichen. Dazu gehörte unter anderem die Vereinbarung sogenannter Empfangsgebäudepakete: Städte und Gemeinden konnten ihren Bahnhof erwerben oder einen Investor ihrer Wahl benennen. Bis 2013 haben mehr als hundert Gebäude zwischen Rhein und Weser neue Eigentümer gefunden.

Fast drei Viertel der Objekte bieten nach der Sanierung wieder fahrgastorientierten Service wie Fahrkartenverkauf, Kiosk, Bäckerei oder öffentlich zugängliche Nutzungen im gastronomischen oder kulturellen Bereich. Mit der „Bahnflächenoffensive Nordrhein-Westfalen“ wurden bis 2013 rund 17 Millionen Quadratmeter nicht mehr genutzter Bahnflächen einvernehmlich mit den Kommunen verkauft und beispielsweise für Gewerbe- und Infrastrukturprojekte entwickelt. Rund 340 Kilometer Radwege sind auf ehemaligen Eisenbahnstrecken entstanden.

Siehe auch: Gute Bahnhöfe locken Menschen an

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