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Weitere Erhaltungsperspektiven eröffnen

13.09.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Sachsen-Anhalt und der Freistaat Thüringen zeigen: Es geht, wenn man denn wirklich lösungsorientiert arbeitet. Damit hat Abellio jetzt erstmals eine Perspektive in zumindest einer der vier betroffenen Regionen, wenn auch nur noch in einem der beiden Netze. Aber auch das ist in Ordnung: Wenn die Vertragsstruktur so verfahren ist, dass man keine Option sieht, hier wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, dann muss man den Verkehrsvertrag vorzeitig auflösen.

Natürlich kann ein Aufgabenträger sich freuen, wenn er Geld spart, weil ein Auftragnehmer auf Dauer Geld verbrennt. Mit einer nachhaltigen Branchenentwicklung hat das indes nichts mehr zu tun. Dann löst man den Vertrag auf und guckt, dass man eine Neuvergabe macht. Bei der Vergabe des Dieselnetzes Sachsen-Anhalt wird Abellio sich zwar nicht beteiligen, aber wer weiß, welche Perspektiven es in Ost- und Mitteldeutschland in den kommenden Jahren gibt.

Denn eins muss jedem klar sein: Neue Verkehrsverträge müssen anders organisiert sein, hier muss eine angemessene Risikoaufteilung her. Natürlich muss eine Schlechtleistung Geld kosten und ein Zugausfall wegen Personalmangel ebenso. Auf der anderen Seite muss man bei verstärkten Bauaktivitäten oder Streckensperrungen eine Lösung finden, die nicht einzig und allein zulasten des Betreibers gehen kann. Hier könnten dann auch all die Unternehmen wieder zum Zuge kommen – im wahrsten Sinne des Wortes – die jetzt unter defizitär gewordenen Verkehrsverträgen leiden.

Denn nur um das nochmal klarzustellen: Wir haben hier nicht die eine Abellio GmbH, die mit Kampfpreisen in Ausschreibungen gegangen wäre und jetzt das dicke Ende erlebt, sondern wir haben bundesweit Eisenbahnverkehrsunternehmen, die mit ihren jeweiligen Aufgabenträgern über Geld sprechen möchten und müssen. Einzig Abellio hat den Weg des Schutzschirmverfahrens gewählt – als erstes, ob als einziges, bleibt in den kommenden Monaten und Jahren abzuwarten.

Nun ist es erfreulich, dass das Unternehmen wahrscheinlich weiterexistieren wird. Denn ein Unternehmen, das den Markt verlässt, kann man nicht einfach ersetzen. Man hat den kommunalen Unternehmen mit ordnungspolitischen Mitteln die Möglichkeit genommen, in den SPNV zu expandieren; obwohl diese sicherlich das Know-How hätten. Man hat neben einigen klassischen NE-Bahnen, die schon vor der Eisenbahnreform vor Ort tätig waren, auch europäische Staatseisenbahnen wie private Konzerne im Markt. Jeder einzelne Akteur ist erhaltenswert, weil nur mit einer hohen Bieterbeteiligung auch in Zukunft Marktpreise zu erwarten sind.

Vergessen wir mal eins nicht: Abellio ist seit Jahren überall Qualitätssieger, in Nordrhein-Westfalen belegen Abellio und die zu Abellio gehörende Westfalenbahn nicht selten die Plätze 1 und 2. Wer sich an die Zustände von vor zehn oder zwölf Jahren erinnert, der weiß, wohin wir nicht zurückwollen. Die marktwirtschaftliche Vergabe von Eisenbahnleistungen hat die Schiene besser gemacht und genau das soll auch in Zukunft so bleiben.

Siehe auch: Abellio: Einigung in Mitteldeutschland
Foto: Abellio GmbH

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